535/2022 Wut ist nicht immer rot

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Titel eines Buchkapitels gefiel uns: „Wut ist nicht immer rot“. Und er führte uns zum heutigen Coachingbrief-Thema. Es geht heute um die Bedeutsamkeit der Fähigkeit, Gefühle wahrnehmen zu können und vor allem auch in ihren Nuancen erfassen zu können.

Herzliche Grüße, heute aus Jena und Bielefeld

Anja Palitza & Olaf Hartke

Thema: Wut ist nicht immer rot

Zitat: „Vom Gefühl soll man sich beraten lassen. Der Verstand muss handeln.“ (Joachim Panten)

Anja sagt: „Vom Gefühl kann man sich wecken lassen. Mit dem Verstand kann man sich dann beraten, bevor der Körper handelt.“

Beispiel: Wenn wir Seminarteilnehmende in Übungen nach ihren Gefühlen fragen, hören wir oft diese Sätze: „Mir geht es gut.“ oder „Mir geht es nicht so gut.“ Erst mit Hilfe einer Gefühlsliste oder einem gemeinsamen Suchen und Vorschlagen von Gefühlen finden die Menschen dann einen genaueren Ausdruck für ihre Gefühle.

Information:  Für viele Menschen ist es nicht leicht, ihre Gefühle zu benennen. Es gibt zahlreiche Wörter, die unsere Gefühle zum Ausdruck bringen können. Und jedes Gefühl hat in sich auch noch mal einige Nuancen und Abstufungen.

Wut ist nicht gleich Wut. Auch hier gibt es unterschiedliche Nuancen zu entdecken. Vielleicht kennen Sie ebenfalls Unterschiede zwischen blinder Wut, kalter Wut, ohnmächtiger Wut, heißer Wut etc.

Im Buch „Besser fühlen“ von Leon Windscheit werden Beispiele aus verschiedenen Sprachen angeführt. So gibt es im Mandarin-Chinesisch je ein Wort für die allgemeine und die auf sich selbst bezogene Wut. Im Russischen wird sprachlich unterschieden zwischen der Wut auf Personen und der Wut über die politische Lage. In der thailändischen Sprache findet man sieben Begriffe für verschiedene Arten von Wut und im indischen sogar noch mehr.

Gefühle in ihren Abstufungen spüren zu können wird von Lisa Feldman Barrett, Autorin des Buches „How emotions are made“, auch als „emotionale Granularität“ bezeichnet. Es ist die Fähigkeit, Gefühle in verschiedensten Nuancen bei sich und anderen wahrzunehmen.

Lisa Feldman Barrett sagt von Menschen, die in der Lage sind, feinkörnige emotionale Empfindungen aufzubauen, dass sie nicht nur soziale Vorteile haben. Studien belegen, Erwachsene mit größerer emotionaler Granularität sind in der Regel weniger krank, gehen seltener zum Arzt, nehmen weniger Medikamente ein und verbringen weniger Zeit in einem Krankenhausbett. Das klingt doch nicht nur interessant sondern ist auch attraktiv, oder?

Eine Erklärung liegt darin, dass uns Emotionen immer etwas sagen wollen. Jedes Gefühl ist ein Signal an den Menschen. Wir geben unseren Seminarteilnehmern an dieser Stelle im Seminar auch gern das Bild eines Weckers mit. Ein Wecker, der entweder ganz leise vibriert oder ganz laut schellt.

Wenn wir die Gefühle feiner wahrnehmen, können wir auch frühzeitiger erkennen, auf welche Bedürfnisse die momentanen Gefühle aufmerksam machen. Und mit diesem Wissen gelingt es dann leichter, Strategien zur Bedürfniserfüllung abzuleiten. Wer seine Gefühle hingegen unterdrückt, verzögert so die Möglichkeit der Problemlösung. Und da reicht es auch nicht aus, dass wir sagen können: „Ich habe ein gutes oder ungutes Gefühl.“

Gefühle sind so vielschichtig und weisen uns in dieser Vielschichtigkeit darauf hin, dass etwas in unserem Leben gerade gut verläuft oder etwas nicht stimmt. Nicht die Gefühle sind das Problem an sich. Sie sind ein Geschenk und wichtiger Teil auf dem Weg zur Lösung von Problemen.

Wie hilfreich es ist, dass auch Kinder über ein Gefühlsverständnis verfügen, beschreibt Theresa Gerlach. Sie schreibt dazu: „Quer- und Längsschnittstudien aus dem Kindergarten- und Schulbereich legen ebenfalls nahe, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Verstehen von Gefühlen und prosozialem Handeln bzw. der Sozialkompetenz gibt (Cassidy, Werner, Rourke, Zubernis & Balaraman, 2003; Collins & Nowicki, 2001). Die Sozialkompetenz beeinflusst wiederum den Schulerfolg (Wiedebusch, 2008), sodass das Emotionsverständnis indirekt mit dem Erfolg der Schullaufbahn zusammenhängt.

Auch Forschungen des Yale Center for Emotional Intelligence belegen, dass Kinder, die ihr Wissen über emotionale Wörter erweitern, eher eine akademische Ausbildung absolvieren und mehr soziale Verhaltensweisen zeigen.

Und Leon Windscheit führt in „Besser fühlen“ eine Untersuchung als Beispiel an, die 2013 im American Journal of Community Psychology veröffentlicht wurde. Kinder US-amerikanischer Schulen bekamen einmal in der Woche für dreißig Minuten einen Sprachkurs für ihre Gefühle. Sie lernten auf spielerische Weise verschiedene Gefühlswörter, um genauer zu beschreiben, was in ihnen vorging. Schon diese kurzen Einheiten hatten einen verblüffenden Effekt: Sowohl ihre Schulleistungen als auch ihr Sozialverhalten verbesserten sich im Vergleich zu den Kindern, die keinen Gefühlsunterricht bekommen hatten.

Zum „Sofort-Üben“: Halten Sie jetzt gleich kurz mit dem Lesen inne. Wie geht es Ihnen gerade? Haben Sie ein Gefühlswort parat, was Ihren Gefühlszustand beschreibt? (Wenn Sie kein Gefühlswort finden, dann schauen Sie am Ende des Coachingbriefes auf unsere kleine Gefühlsliste.)

Wochenaufgabe: Gestalten Sie Ihr eigenes Gefühlstagebuch, in dem Sie sich jeden Abend 10 Minuten Zeit nehmen und Ihre erlebten Gefühle zusammentragen. Damit erweitern Sie nicht nur Ihren Gefühlswortschatz, sondern werden auch aufmerksamer auf die erlebten Gefühle am Tage.

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27.03.2022 Bildungsurlaub Einführung GfK Baltrum (5 Tage)
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04.09.2022 Bildungsurlaub GfK und Führung in Dießen am Ammersee (5Tage)
27.11.2022 Bildungsurlaub Einführung GfK Spiekeroog (5 Tage)

Weiteres finden Sie auf unserer Website:
https://erfolgsschritte.de/seminare-trainings/termine.php

Es sind noch nicht alle Informationen zu den Seminaren aktualisiert; fragen Sie direkt bei uns nach, wenn Sie konkrete Fragen dazu haben.

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Herausgeber:
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Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
http://www.ab-ins-kloster.de
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Unsere Gefühlsliste zur Sofort-Üben-Aufgabe:

Beschwingt, neugierig, inspiriert, gelangweilt, frustriert, unruhig, gelassen, entspannt, entrüstet, heiter, dankbar, überrascht, angestrengt, konzentriert, empört, fröhlich, genervt, angespannt…

2 Gedanken zu “535/2022 Wut ist nicht immer rot

  1. Gefühl, Empfindung, Ahnung (Intuition), alle Sinne,
    die Seele, der Geist sind in uns, nicht da draussen.

    Der Verstand,
    (ist nicht der Seele gleich zu setzen)
    (der Verstand, ist nicht der Herr im Haus)
    er soll sich mit dem bewussten Erkennen,
    den „Niederen“ zu Diensten sein.

    Jede Entscheidung hat ihre Würde.

    Der Mensch ist Zeit,
    in seiner begrenzten Zeit.

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  2. Pingback: Was ist der Unterschied zwischen Wut und Ärger? - Jutta Büttner

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