Liebe Leserinnen und liebe Leser,
heute sind wir über einen Eintrag bei Facebook gestolpert, der uns sehr stark an eine Geschichte erinnert, die wir von Marshall Rosenberg erzählt bekommen haben. Beide Geschichten finden Sie im Folgenden und wir sind gespannt, ob diese Geschichten auch sie bewegen werden.
Herzliche Grüße aus Jena und Bielefeld
Anja Palitza & Olaf Hartke
Thema: Rückruf zur wahren Identität
Zitat: „Humanes Zusammenleben, Integration, braucht zuerst und vor allem Raum in den Köpfen und Herzen der Menschen.“ (Richard von Weizsäcker)
Beispiel: „Bei den Himba in Namibia, im südlichen Afrika, ist das Geburtsdatum eines Kindes nicht zum Zeitpunkt seiner Geburt oder seiner Empfängnis festgelegt, sondern viel früher: seit dem Tag, an dem das Kind im Kopf seiner Mutter gedacht wird!
Wenn eine Frau beschließt, ein Kind zu bekommen, lässt sie sich nieder und ruht sich unter einem Baum aus. Sie hört zu, bis sie das Lied des Kindes hört, das geboren werden möchte.
Und nachdem sie das Lied dieses Kindes gehört hat, kehrt sie zu dem Mann zurück, der der Vater des Kindes sein wird, um ihm dieses Lied beizubringen. Wenn sie sich dann lieben, das Kind körperlich zu empfangen, singen sie das Lied des Kindes, um es einzuladen!
Wenn die Mutter schwanger ist, bringt sie Hebammen und älteren Frauen im Dorf bei, dieses Lied zu singen. Wenn das Kind geboren wird, singen die alten Frauen und die Menschen um es herum sein Lied, um es willkommen zu heißen.
Wenn das Kind wächst, lernen die anderen Dorfbewohner sein Lied. Wenn das Kind fällt oder verletzt wird, findet es immer jemanden, der es aufhebt und ihm sein Lied vorsingt. Wenn das Kind etwas Wunderbares tut oder die Übergangsriten erfolgreich durchläuft, singen die Dorfbewohner sein Lied, um es zu ehren.
Im Stamm gibt es eine andere Gelegenheit, bei der die Dorfbewohner für das Kind singen. Wenn es zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben ein Verbrechen oder eine andere unerhörte soziale Handlung begeht, wird das Kind in die Mitte des Dorfes gerufen, und die Menschen in der Gemeinde bilden einen Kreis um es und singen sein Lied.
Der Stamm erkennt an, dass die Korrektur eines asozialen Verhaltens nicht durch Bestrafung, sondern durch Liebe und den Rückruf der Identität erfolgt.
Und wenn dieses Kind im Alter in seinem Bett liegt und bereit ist zu sterben, kennen alle Dorfbewohner sein Lied und singen es zum letzten Mal.“
Von Marshall Rosenberg hörten wir folgende Geschichte:
„Im Babemba-Stamm im südlichen Afrika glaubt man daran, dass jeder Mensch als ein gutes, liebenswertes Wesen in diese Welt hinein geboren wurde, dass jeder Mensch sich nach Liebe, Zuwendung, Frieden, Sicherheit und Glück sehnt und diese Geschenke auch verdient.
Aber manchmal handelt man im Verlaufe des Lebens unverantwortlich und macht Fehler.
Wenn ein Stammesmitglied ungerecht gewesen ist oder unverantwortlich gehandelt hat, wird es in die Dorfmitte geholt, aber nicht daran gehindert wegzulaufen.
Alle im Dorf hören auf zu arbeiten und versammeln sich um den Angeklagten.
Dann erinnert jedes Stammesmitglied, ganz gleich welchen Alters, die Person in der Mitte daran, was sie in ihrem Leben Gutes (!) getan hat.
Alles, an was man sich in Bezug auf diesen Menschen erinnern kann, wird in allen Einzelheiten dargelegt. Alle seine positiven Eigenschaften, seine Stärke und seine Güte werden dem Angeklagten in Erinnerung gerufen.
Alle, die den Kreis um ihn herum bilden, schildern dies sehr ausführlich. Die einzelnen Geschichten über diese Person werden mit absoluter Ehrlichkeit und großer Liebe erzählt.
Es ist niemandem erlaubt, das Geschehene zu übertreiben oder etwas zu erfinden. Niemand ist unehrlich oder sarkastisch.
Die Zeremonie wird so lange fortgeführt, bis jeder im Dorf mitgeteilt hat, wie sehr er diese Person als Mitglied der Gemeinde schätzt und respektiert.
Der ganze Vorgang kann mehrere Tage dauern. Am Ende wird der Kreis geöffnet und ein fröhliches Fest miteinander gefeiert.
(Die Geschichte stammt ursprünglich aus dem Buch „Contact: The First Four Minutes“ von Leonard Sunin. Die Babemba oder Bemba sind eine der größten Ethnien in den Nordostprovinzen von Sambia und in Teilen des oberen Kongobeckens.)
Information: Unsere (Um-)Welt können wir mit so viel Liebe gestalten. Wir haben Einfluss auf unsere Umgebung. In den letzten Monaten konnten wir durch den Corona-Virus nochmal erfahren, was alles veränderbar ist, wenn Menschen zusammen agieren und füreinander einstehen. Wenn wir es wollen, scheint sehr Vieles möglich zu sein.
Charles Eisenstein beschrieb es im März in einem wie wir fanden sehr lesenswerten Essay so:
„COVID-19 zeigt uns, dass ein unglaublich schneller Wandel möglich ist, wenn die Menschheit in einer gemeinsamen Sache vereint ist. Keines der Probleme unserer Welt ist technisch schwer zu lösen; sie rühren von der Uneinigkeit der Menschen her. Wenn die Menschheit kohärent handelt, sind ihre kreativen Kräfte grenzenlos. Vor wenigen Monaten wäre eine weltweite Unterbrechung der kommerziellen Luftfahrt undenkbar gewesen, ebenso die radikalen Veränderungen in unserem gesellschaftlichen Verhalten, in der Wirtschaft und in der Rolle, die die Regierung in unserem Leben spielt. COVID-19 demonstriert die Macht unseres kollektiven Willens, wenn wir uns darauf einigen können, was wichtig ist. Was könnten wir mit einer solchen Kohärenz noch alles erreichen? Was möchten wir erreichen, und welche Welt wollen wir erschaffen? Das ist immer die erste Frage, die auftaucht, nachdem man sich der eigenen Macht bewusst geworden ist.“
Mehr darüber:
Viele altbekannte kognitive Strategien in der Organisation menschlichen Zusammenlebens auf unserem inzwischen überschaubaren Planeten haben unseres Erachtens ausgedient, weil sie uns nicht dahin führen, wohin die meisten Menschen wollen: In eine friedliche Zukunft auf einer gesunden Mutter Erde.
Umso mehr scheint es uns sinnvoll zu sein, nach neuen Wegen für ein bedürfniserfüllendes Leben in weltweiter Gemeinschaft zu suchen. Beispielsweise durch Vertrauen in Liebe und Verbindung. Das Ritual der Himba oder das „Versöhnungsritual“ der Babemba könnte eine Inspiration sein, dass es auch anders geht.
Und wer mag, kann damit sofort beginnen: In der Familie oder in der überschaubaren Gemeinschaft, in der wir den Großteil unseres Lebens verbringen. Eine neue Kultur der Liebe könnte etwas in uns zum Vorschein bringen, was – seit Jahrtausenden hinter den Verstandesmauern eingekerkert – auf seine Befreiung wartet: Den Herzens-Menschen! Ein Wesen, so meinen wir, dass die Welt nachhaltig verändern kann.
Zum „Sofort-Üben“: Spüren Sie einmal nach, welche Gefühle die beiden Geschichten in Ihnen auslösen. Auf welche Bedürfnisse machen diese Gefühle Sie aufmerksam?
Wochenaufgabe: Überlegen Sie sich an diesem Wochenende einmal, was ein Zusammenleben in Liebe für Sie bedeutet. Wie würde sich dann der Alltag für Sie verändern? Was wäre anders? Wir sind neugierig. Schreiben Sie uns gern ein paar Ihrer Ideen dazu.
Aktuelles: Hier sind noch Plätze frei:
Den Führungsalltag souverän meistern – Ein Führungskräftetraining auf Basis Gewaltfreier Kommunikation Sonntag, 23.08.2020 bis Freitag, 28.08.2020 im Tagungshotel Kunze-Hof am Jadebusen
Tragen Sie Führungsverantwortung für ein Team, leiten Sie eine Abteilung eines kleinen oder auch größeren Unternehmens oder einer Organisation? Dann kennen Sie vielleicht die Situation, sich zwar in Ihrer fachlichen Kompetenz und Ansprache absolut sicher zu fühlen, in der Führung von MitarbeiterInnen jedoch noch blinde Flecken bei sich zu entdecken.
Gewaltfreie Kommunikation im Führungskontext hilft Ihnen, menschlich und gleichzeitig wirksam zu sein. (Anerkennung als Bildungsurlaub möglich.)
weitere Informationen und Anmeldung:
Herausgeber: Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
on: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
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