418/2019 Widerstand messen statt Befürworter zählen

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

den 7-tägigen Rhythmus behalten wir bei – er scheint sich irgendwie von Montag auf Mitte der Woche zu verlagern; sh. auch die Hintergründe dazu in der letzten Ausgabe.
https://gewaltfrei.blog/2019/11/20/417-2019-der-montaegliche-coachingbrief-am-mittwoch/

Herzliche Grüße aus Jena und Bielefeld

Anja Palitza & Olaf Hartke

 

Thema: Widerstand messen statt Befürworter zählen

 Zitat: „Die Achtung vor einem Menschen zeigt sich auch im Umgang mit seinem ‚Nein‘.“
(Erich Visotschnig, Begründer des Entscheidungs-Modells Systemisch Konsensieren)

Beispiel: Am Montag nutzte eine Bonner Stiftung den Team-Tag mit uns auch dazu, mittels Systemischem Konsensieren eine Entscheidung zu treffen und das Modell näher kennenzulernen.

Einige Teilnehmer hatten sich bereits mit verschiedenen Gruppenentscheidungs-Modellen beschäftigt und so wurde eine häufige Frage auch am Montag diskutiert:

Warum den Widerstand zu den Vorschlägen messen, statt die Pro-Stimmen zu zählen?

Information: Es gibt vier wichtige Argumente für das Messen von Widerständen zu den Vorschlägen zu einer bevorstehenden Entscheidung:

1. Widerstand beinhaltet Information und Potenzial zur Verbesserung
Im Rahmen von Mehrheitsentscheidungen wird häufig kein Raum gegeben, auch die Kritiker der gewählten Lösung zu hören. Wozu auch – die Entscheidung ist ja schon da und die Umsetzung kann beginnen. Ungehört bleiben die Nachteile, die die gewählte Lösung unter Umständen auch hat und die Optimierungsmöglichkeiten, zu denen Kritiker kreativ beitragen könnten, würde man sie konstruktiv mit einbeziehen. Und wir wissen inzwischen aus Erfahrung: Es gibt sehr viele Optimierungs-Ideen der „Widerständler“, gegen die auch aus Sicht der Befürworter der gewählten Lösung nichts spricht.

2. Die Achtung vor dem „Nein“ des Anderen
Widerstand zu messen bedeutet auch, das „Nein“ der Andersdenkenden zu respektieren und zu würdigen. Im Rahmen einer oft angestrebten Gleichwertigkeit im Team und dem gewünschten Erhalt des Zugehörigkeitsgefühls ist der Umgang mit dem Nein ein bedeutsamer Aspekt der Team-Bildung.

3. Übergangener Widerstand erhöht die Konflikt-Wahrscheinlichkeit
Menschen, die von einer Entscheidung betroffen sind, doch mit ihrer Kritik an der gewählten Lösungsidee nicht gehört werden, sind später oft diejenigen, die in das Projekt nicht ihr volles Potenzial einbringen. Diesen Verlust nehmen viele Teamleiter stillschweigend hin – schwieriger aufzufangen sind dann passiver Boykott und Sabotageversuche von möglicherweise stark frustrierten Teammitgliedern. Widerstände anzuhören, zu verstehen und noch Änderungen an der gewählten Lösung vorzunehmen, erhöht deutlich das Commitment derer, die zu einer Idee beitragen sollen, die sie nicht gewählt haben.

4. Widerstand zu einer Idee ist nicht das Gleiche wie fehlende Befürwortung
Würde man beides gleichsetzen, wäre das wie eine Verrechnung: Die Freude der Befürwortenden „löscht“ das Leid der Ablehnenden. Das ist nicht nur ethisch fragwürdig, sondern vernachlässigt auch die Tatsache, dass es eine Menge Entscheidungsoptionen gibt, gegen die gar nichts oder nur wenig spricht. Das bedeutet zwar, dass solche Entscheidungen nicht bei Einzelnen die große Freude hervorrufen, doch es bedeutet auch, dass bei den anderen kein Frust entsteht. Wenn für alle wenig dagegen spricht, ist die Entscheidung tragfähig und ein sinnvoller Beitrag für das Team-Klima. Was ist für Sie als Führungskraft leichter zu handhaben: Ein Team mit einigen erfreuten Menschen, ein paar Gleichgültigen und einigen Frustrierten? Oder ein Team mit vielen zufriedenen Menschen?

Wenn Sie diese vier Argumente gern diskutieren möchten oder konkrete Fragen dazu haben, schreiben Sie uns gern per Antwortmail auf diesen Coachingbrief.

Oder vereinbaren Sie einen persönlichen Telefontermin, dann nehme ich mir gern Zeit für Sie und Ihre Fragen:  https://www.erfolgsschritte.de/telefontermin.php

Wochenaufgabe: Kennen Sie das? Sie möchten etwas umsetzen, machen im Team einen Vorschlag und fragen dann: „Kann ich das machen, wer ist dafür?“

Dann schauen Sie sich um und rätseln, ob Ihre Idee Akzeptanz findet, denn normalerweise reißen nicht mehr als 50% der Kollegen spontan die Arme hoch, um ihre Begeisterung zu zeigen. Mehrheiten sind manchmal schwer zu finden.

Trainieren Sie die Woche einmal Folgendes: Machen Sie Ihren Vorschlag und dann fragen Sie: „Spricht für irgendjemanden etwas dagegen, dass ich das mache?“

Es gibt viele Ideen, gegen die spricht nichts, doch aus Mangel an gezeigter Befürwortung, werden sie nicht umgesetzt. Fragen Sie den Widerstand, statt der Befürwortung ab, kann alles was den Beteiligten als tragfähig erscheint umgesetzt werden – auch wenn es keine ausgesprochene Befürwortung gibt.

Mit diesem Versuch können Sie die Erfahrung machen, dass Ablehnung und Befürwortung einer Idee nicht lediglich zwei verschiedene Seiten einer Medaille sind, sondern beide unterschiedliche Qualitäten haben.

Aktuelles:

05.-07. Dezember 2019
Der nächste SUNA-Workshop „So – und nicht anders – wird mein Jahr 2020!“

Aktuelle Info:
Mit Key-Note von Karl-Heinz Rüther:
Die Erfolgsfalle! – Wie Stress Gesundheit und Motivation zerstört!
(Erfolgsstreben und Stressreaktionen haben viele gemeinsame Wesenszüge. Viele Menschen verwechseln beide unbewusst und bringen sich damit um die Chance, ihr Leben aus vollen Zügen zu genießen.)

Für Selbständige und Freiberufler (Und für Menschen mit Existenzgründungs-Ideen und -planungen zur Vorbereitung und zur Diskussion der Geschäftsidee geeignet.)
https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/s02_so_und_nicht_anders.php

 

Januar 2020
Unser Angebot „Wandeltage 2020“ startet im Januar.

Infos für Spät-Entschlossene:
Die Männerquote ist gestiegen. 😉    Sh. Ausgabe 415
Von den 14 Plätzen sind 11 vergeben.
Zwei Reservierungen liegen vor, ein Platz ist noch sicher verfügbar.

Sechs GFK-Wochenenden in sechs verschiedenen Klöstern in der Mitte Deutschlands.
Hier die Information für weitere Interessenten:
https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m10_jahresausbildung_gfk.php

 

Weitere Termine
http://www.ab-ins-kloster.de

29.11.2019 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Berlin – 2 ½ Tage – ein Platz ist wieder freigeworden

25.01.2020 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Arnsberg 2 Tage – überraschend schnell ausgebucht, Warteliste

Und weil die Nachfrage für unser Einführungs- und Vertiefungsseminar in Jena so groß ist haben wir auch hier für 2020 schon neue Termine:

08.02.2020 Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena – 2 Tage
09.05.2020  Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena – 2 Tage

 

In 2020 zum 11. Mal auf der Hohgant-Hütte
Vom 24.-28.02.2020 exklusiv für Paare – Die Schneeschuhwanderung mit Paar-Themen im GFK-Seminar.

Kennen Sie diese Herausforderungen in der Partnerschaft?

  • Das „Schmetterlinge-im-Bauch-Gefühl“ geht innerhalb von 6-12 Monaten nach dem ersten „Verliebtsein“ verloren.
  • Die Partner entwickeln während ihrer Beziehung unterschiedliche Interessen und stellen die Weichen für veränderte Lebenswege.
  • Berufliche Veränderungen, eigene Kinder und möglicherweise noch Wohneigentum sorgen für neue Herausforderungen.
  • Zärtlichkeit und Sexualität bekommen für den Partner eine andere Bedeutung und einer von beiden „kommt zu kurz“.
  • Konflikte lassen sich nur noch schwer oder gar nicht mehr klären und belasten die Partnerschaft dauerhaft.
  • Im Spannungsfeld zwischen den Konfliktthemen und den veränderten persönlichen Interessen gelingt die Kommunikation nicht mehr wie früher und die Gespräche werden kürzer und schwieriger.

https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m05_gewaltfrei_leben_hohgant_paare.php

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Wie gewohnt in 11-jähriger Tradition auf der Hohgant-Hütte
Das Leben lieben lernen – Gewaltfrei leben – Die Schneeschuhwanderung für Einzelpersonen und Paare mit allgemeinen Lebens-Themen im GFK-Seminar.

Zwei Dinge beschäftigen die meisten Menschen:

  • Wie kann ich sagen, was ich denke und mir gleichzeitig die Kooperation meines Gegenübers erhalten?
  • Wenn ich keinen Einfluss auf das Verhalten meines Gegenübers habe, wie kann es mir gelingen, mich selbst nicht zu ärgern?

29.02.-04.03.2020 auf der Hohganthütte bei Interlaken im Naturpark Berner Oberland
https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m05_gewaltfrei_leben_hohgant.php

 

Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
http://www.ab-ins-kloster.de
© Copyright Anja Palitza und Olaf Hartke

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