347/2018 Grenzen setzen auch in der Gewaltfreien Kommunikation

Liebe Leserin und lieber Leser,

hier ist unser aktueller Coachingbrief und wir wünschen Ihnen eine gewaltfreie Sommerzeit.

Herzliche Grüße, diese Woche von uns beiden aus Zürich
Anja Palitza & Olaf Hartke

Thema: Grenzen setzen auch in der Gewaltfreien Kommunikation

 Zitat: „Kinder brauchen keine Grenzen. Kinder brauchen Erwachsene, die ihre eigenen Grenzen deutlich machen.“ (Mechthild Reinhard)

 Beispiel: In einem unserer letzten Seminare lautete eine Frage einer Teilnehmerin in Bezug auf Kinder: „Manchmal muss ich doch auch Grenzen setzen, oder?“

Information: Manche Menschen halten die Gewaltfreie Kommunikation für antiautoritär, für uneingeschränktes gewähren lassen oder vergleichen es mit dem Laissez-faire-Führungs-/Erziehungsstil. Doch dies entspricht nicht dem Modell der Gewaltfreien Kommunikation.

Denn wenn man Kinder uneingeschränkt gewähren lassen würde, dann würden immer wieder Bedürfnisse von anderen Menschen und auch die eigenen nicht berücksichtigt werden. Andererseits wird das Grenzen setzen von GFK-Lernenden auch immer wieder mit autoritär, dominant oder gewalttätig verbunden. Auch dann entspräche es nicht dem Gedanken der Gewaltfreien Kommunikation, da hier die Bedürfnisse von Kindern bewusst eingeschränkt würden.

Doch Grenzen setzen und Gewaltfreie Kommunikation schließen sich unseres Erachtens nicht aus. Wenn eigene Bedürfnisse durch das Verhalten von Kindern nicht berücksichtigt werden, kann man sich trotzdem beharrlich für seine Bedürfnisse einsetzen. Hilfreich ist womöglich zuerst ein Gespräch, in dem man dem Gegenüber deutlich macht, dass dessen Entscheidung oder Verhalten die eigenen Grenzen überschreitet und das man nach einer anderen Lösung suchen möchte, die beiden Seiten gerecht wird.

Und je nach meiner inneren Befindlichkeit, kann ich meine Grenze auch mit aller Deutlichkeit und Energie zum Ausdruck bringen, in dem ich z.B. sage: „Stopp. Ich bin total frustriert. Ich möchte, dass sich hier alle wohl fühlen können. Lasst uns überlegen, wie wir das jetzt hinbekommen.“

Eine weitere Möglichkeit, Grenzen zu verdeutlichen, besteht bei einer konkreten Gefahr sogar darin, dass ich auch meine körperliche Macht einsetze und ein bestimmtes Verhalten unterbinde. Dies ist ein Grenzfall, da ich ganz bewusst das Bedürfnis des Kindes nach Autonomie und Selbstverantwortung einschränke. Und hier braucht es großes Bewusstsein und immer wieder ein sich hinterfragen, ob es wirklich eine Notsituation war, in der ich die Bedürfniserfüllung des Kindes unterbreche und mich für die eigenen und die Bedürfnisse anderer Anwesenden einsetze. Beschützende Anwendung von Macht, nennt Rosenberg dieses Prinzip und er empfiehlt es immer dann anzuwenden, wenn wir deutlich davon ausgehen können, dass anderen im Moment ihrer Entscheidung oder Handlung die daraus folgenden Konsequenzen nicht klar sind und davon auszugehen ist, dass sie sich bei klarem Verständnis der Konsequenzen anders entscheiden oder anders verhalten würden. Und er empfiehlt dabei auch, sehr genau zu prüfen, ob man nicht das Konzept als Vorwand oder Entschuldigung nutzt, um eigene Bedürfnisse durchzusetzen.

Hilfreich ist es dann, nach dieser Entscheidung dem Kind gegenüber bei auftretendem Schmerz, bei Wut oder Enttäuschung empathisch zuzuhören und im Anschluss die eigenen Bedürfnisse, die für die Entscheidung maßgeblich waren, transparent zu machen.

Wochenaufgabe: Überlegen Sie diese Woche einmal, wo Sie womöglich durch ihr Verhalten wesentliche Bedürfnisse anderer einschränken. Überlegen Sie weiter, welche Bedürfnisse mit Ihrem Verhalten in Verbindung stehen – bei sich und bei dem Anderen. Suchen Sie dann mit diesen Menschen das Gespräch und fragen Sie, wie es ihnen mit ihrem Verhalten geht und prüfen Sie, ob es anderer Strategien bedarf, die für eine gemeinsame Bedürfniserfüllung hilfreicher wären.

Aktuelles: Bis auf eine Ausnahme sind unsere kommenden Seminare bereits ausgebucht. Wenn Sie noch eine Möglichkeit suchen, mit uns die Gewaltfreie Kommunikation intensiver kennenzulernen, dann besuchen Sie unser Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation vom 19.-21. Oktober 2018 in Berlin.

Weitere Angebote und nähere Informationen:
http://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/termine.php

Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
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2 Gedanken zu “347/2018 Grenzen setzen auch in der Gewaltfreien Kommunikation

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