369/2018 Zum Mythos, das Kinder Grenzen brauchen

Liebe Leserin, lieber Leser,

dieser Coachingbrief ist deutlich länger geworden als die meisten Ausgaben. Bei der Diskussion um die Inhalte und die Tiefe der Inhalte haben wir so viele interessante Aspekte entdeckt und mit einer gewissen Begeisterung für diese Sichtweise haben wir uns entschieden, anschließend nicht zu kürzen.

Wer einen unserer kürzeren Artikel zum Thema „Grenzen setzen“ lesen möchte, wird hier fündig:
https://gewaltfrei.blog/2018/07/16/347-2018-grenzen-setzen-auch-in-der-gewaltfreien-kommunikation/

Dort geht es allerdings eher um die Fähigkeit des Verdeutlichens eigener Grenzen.

Herzliche Grüße aus Jena und Bielefeld
Anja Palitza & Olaf Hartke

 

Thema: Zum Mythos, dass Kinder Grenzen brauchen

Zitat: „Kinder brauchen keine Grenzen. Kinder brauchen Menschen, die ihre eigenen Grenzen deutlich machen und vertreten.“ (Mechthild Reinhard)

Beispiel: Wir hören immer wieder in unseren Seminaren und auch in Coachingsituationen von Eltern, Erziehern und Lehrern Aussagen wie diese:

  • „Kinder müssen doch ihre Grenzen aufgezeigt bekommen, sonst werden sie sich später nicht in die Gesellschaft einordnen können.“
  • „Man muss Kindern ihre Grenzen aufzeigen, sonst tanzen sie einem auf der Nase herum.“
  • „Ich muss konsequent bleiben, sonst habe ich verloren und das Kind macht dann immer, was es will und gehorcht mir nicht mehr.“
  • „Kinder müssen vor Erwachsenen Respekt haben. So ist das nun mal.“

Information: Solche Sätze erschrecken uns immer wieder. Gleichzeitig sind sie sehr weit verbreitet und in vielen pädagogischen Büchern entdecken wir ebenfalls solche Aussagen. Auch die Handlungsanweisungen, wie man Kindern Grenzen setzen sollte und wie man darin konsequent sein kann, finden wir immer wieder.

Eine verständnisvolle, mitfühlende, bedürfnisorientierte Erziehung ist oft angestrebt, doch an bestimmten Punkten geht das nach Überzeugung vieler Menschen nicht mehr. Es scheint bestimmte Bereiche zu geben, da sollen Kinder ganz einfach gehorchen, weil ihr eigenes, natürliches Verhalten in der Situation sinnlos erscheint oder unerwünscht ist und sie es mit „gewaltfreien Methoden“ der Erziehenden nicht unterlassen. Insofern – so hören wir immer wieder – sind dann andere Maßnahmen erforderlich, denn das von den Erwachsenen erwünschte Kinderverhalten sei ja das „richtige“ Verhalten in der Situation und man „müsse“ dann ja Grenzen setzen und konsequent sein.

Wir vermuten, dass es den Autoren und den anwendenden Eltern und Erziehern darum geht, den Kindern für bestimmte Lebenssituationen die Verhaltensweisen beizubringen, die das Kind für sein späteres Leben benötigt, weil diese Verhaltensweisen grundlegend und wichtig sind. So wichtig, dass die Kinder – unabhängig von den eigenen Bedürfnissen – erstmal einfach nur gehorchen sollen, um es zu lernen.

Einen anderen Grund für Grenzen und Konsequenzen sehen wir auch darin, dass Erwachsene die gegenwärtige Situation mit Kindern manchmal nur schwer oder gar nicht mehr aushalten können. Und sie suchen dann nach einer Strategie, die eine sofortige Veränderung zuverlässig und wirkungsvoll ermöglicht und ihnen mehr Kontrolle und Sicherheit gibt. (Zitat einer Mutter: „Ja, klar erziehe ich gewaltfrei. Aber manchmal muss es eben auch sofort funktionieren und dann komme ich mit GFK nicht weit.“)

Kinder sollen also manchmal einfach nur gehorchen und damit sie auch gehorchen – entgegen ihren eigenen Bedürfnissen – braucht es ein deutliches Unterstreichen der von ihnen überschrittenen Grenze. Dazu werden häufig Strafmaßnahmen eingesetzt; vom Fernsehverbot (heute eher der Handy-Entzug) über den Liebesentzug („Mit Dir rede ich nicht mehr, bis Du Dich bei mir entschuldigt hast.“) bis hin zur körperlichen „Züchtigung“. Da gibt es ein breites Spektrum.

Die körperliche Züchtigung soll der Vergangenheit angehören, darüber sind sich die meisten Erziehenden inzwischen einig. Stattdessen sind es heute also eher andere „Grenzen“ und „Konsequenzen“ die helfen sollen, dass Kinder ihr Verhalten ändern. Man brauche als Elternteil, Pädagoge oder Lehrer – so die Annahme – die Konsequenzen nur häufig und nachhaltig genug umzusetzen und dann würde sich das Kind zu einem sozialen und mitfühlenden Erwachsenen entwickeln, welcher später gut in die Gesellschaft passen und seinen Platz finden wird. Und – so empfehlen auch viele Erziehungsratgeber – man solle beim Setzen der Grenzen und der Anwendung der Konsequenzen auch wirklich sehr konsequent sein.

Wenn man sich geschichtlich mit Erziehung auseinandersetzt, so wird der immer wiederkehrende Ruf nach Grenzen und Konsequenzen nachvollziehbarer. Nach dem 2. Weltkrieg wurde in der ehemaligen DDR bereits 1949 die körperliche Züchtigung in Schulen untersagt. In der BRD sah es etwas anders aus. Neben Lehrern hatte der Familienvater innerhalb der Familie weiterhin und erstmal allein das Recht auf Züchtigung – vorausgesetzt, es dient einem Erziehungsziel. Das galt bis 1958, dann wurde diese Erlaubnis im Zuge der Gleichstellung der Eheleute auch auf die Mutter ausgeweitet.

Bis 1973 (in Bayern sogar bis 1980) gab es an den Schulen der BRD das Recht, Kinder körperlich züchtigen zu dürfen. Zu einem Züchtigungsverbot auch für Eltern kam es erst mit dem Recht der Kinder auf eine gewaltfreie Erziehung, wobei sich hier „gewaltfrei“ nicht auf unser Modell bezieht, sondern lediglich auf den Verzicht von körperlich spürbaren Sanktionen. [Ein gesetzlich verbrieftes Recht des Kindes auf eine „gewaltfreie“ Erziehung im Sinne der Gewaltfreien Kommunikation – hui, das wäre ja mal was.]

Das Kinderrecht auf körperliche Gewaltlosigkeit auch im Elternhaus wurde erst im Jahr 2000 im BGB, unserem Bürgerlichen Gesetzbuch, wie folgt festgeschrieben:

„Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

Doch auch 18 Jahre später werden Kinder in bestimmten Situationen beispielsweise immer noch…

  • laut angeschrien, in der Hoffnung, dass sie dann still sind;
  • in eine Zimmerecke verbannt, in der Annahme, dort finden sie die gewünschte Einsicht;
  • in ihrem Zimmer eingesperrt, damit sie Zeit zum Nachdenken haben oder
  • hart und schmerzhaft angefasst, um sie zu beruhigen oder ihren Aufenthaltsort zu verändern.
  • Oder ihnen werden Sachen weggenommen, damit sie sich besser auf anderes konzentrieren können…

Die Sanktionen geschehen oft unter dem Deckmantel von „Grenzen setzen und Konsequenzen zeigen“. Sogar in Erziehungseinrichtungen, obwohl die Risiken von Bestrafungen als erzieherische Mittel längst wissenschaftlich untersucht sind und die Ergebnisse auch für jedermann zugänglich sind. Denn Bestrafungen wirken selten langfristig, bedürfen einer Machtposition und gefährden eine vertrauensvolle Beziehung.

Aus unserer Sicht, war die gesetzlich verordnete Abkehr ein wesentlicher Schritt für ein Umdenken. Kinder werden nun also auch per Gesetz als Menschen mit einer eigenen Persönlichkeit und einem Anspruch auf Schutz gegen Gewalt anerkannt. Doch es ist aus unserer Sicht auch ein Wissen darüber nötig, wie Erziehende damit umgehen können, wenn sich eigene Bedürfnisse nicht erfüllen und eigene Werte in Gefahr sind; wenn man ratlos ist und nicht weiter weiß. Neben theoretischen Informationen dazu, sind auch Strukturen und Netzwerke hilfreich, in denen sich Erziehende gegenseitig unterstützen und darüber austauschen können, wie sie das gesetzliche Gebot der Gewaltlosigkeit in der Praxis umsetzen können.

Zusammenfassend: In den Zeiten der körperlichen Züchtigung fiel es durch die möglichen Maßnahmen noch relativ leicht, Kinder zu einem Einlenken oder zu einem Unterlassen zu bewegen. Aus Angst vor Schmerz, Entwürdigung und Ausgrenzung wurden viele Kinder gehorsam und „führbar“.

Und wir können auch gut verstehen: Erziehende brauchen das Vertrauen, dass es gelingt, dass sich Kinder an bestimmte Regeln halten, dass sie Vereinbarungen einhalten und die altersgemäß passende Rolle in Familie und Gesellschaft einnehmen. Wir selber vertrauen inzwischen darauf, dass Kinder allein durch das frühestmögliche Vorleben einer gewaltfreien Erziehung und durch das Beantworten ihrer Fragen, fast wie von selbst in diese Rollen hineinwachsen.

Wir wissen aus eigener Erfahrung – solange dieses Vertrauen nicht entwickelt ist, greift man bei eigener Hilflosigkeit und Ratlosigkeit im Erziehungskontext schnell auf die althergebrachten Gedanken zurück, dass Kinder gehorsam zu sein haben, dass auch „strafende“ Konsequenzen wichtig sind, dass Kinder Grenzen brauchen oder auch auf den Grundgedanken, dass Kinder überhaupt „erzogen“ werden müssen. Und auch die altgewohnten und wirksamen Strategien locken, die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen, die eigene vermeintliche Autorität zu sichern und damit das Kind auf einen „guten Weg“ zu bringen. Man tarnt die Strafmaßnahmen, die zunehmend verpönt sind, indem man von Konsequenzen spricht.

Erziehung bleibt dadurch ein Machtkampf, der das Kind zum Gehorsam und zur Fügung zwingen soll. Doch wenn die Erziehung als Kampf verstanden bleibt, dann zahlen Erziehende den Peis für ihre Wirksamkeit am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Beziehungsebene.

Der Individualpsychologe Rudolf Dreikurs beschrieb bereits Anfang der Siebziger Jahre die letztendliche Folge des Machtkampfes, wenn Erziehende ihn durch ihre stärkere Machtposition immer wieder gewinnen: Verlust von Offenheit und Vertrauen des Kindes und Rückzug des Kindes mit möglichst wenig Kontakt zum Erziehenden.

Doch wie kann Erziehung auch ohne Sanktionen gelingen?

Wie kann das Vertrauen entstehen, dass Kinder sich freiwillig und bereitwillig am Erwachsenen orientieren und kooperatives Verhalten zeigen? Wie kann es gehen, dass Respekt nicht erzwungen werden muss, sondern vom Kind geschenkt wird?

Lassen Sie uns einmal genauer schauen, um was es bei „Konsequenzen“, die in Einklang mit dem Modell Gewaltfreier Kommunikation stehen, eigentlich geht. Der Familientherapeut Frank Natho schreibt zu Konsequenzen:

„Verstehen wir das Wort Konsequenz richtig, dann sind Konsequenzen Ereignisse, die sich aus vorherigem Verhalten automatisch ergeben. Konsequenzen kann man eigentlich gar nicht verordnen. Sie sind eine unabdingbare Folge eines bestimmten Verhaltens. So kann man als Erziehender lediglich auf die Konsequenz, die ein bestimmtes Verhalten des Heranwachsenden verursacht hinweisen, aber die Folge selbst nicht einleiten.“

Die Individualpsychologen (in der Tradition von Alfred Adler und Rudolf Dreikurs) nennen es „logische Folgen“. Den Gegensatz zur Strafe verdeutlicht vielleicht dieses Beispiel:

Mutter zum 12-jährigen Sohn: „Wenn Du Deine schmutzige Wäsche aus Deinem Zimmer nicht in den Keller bringst, darfst Du abends auch nicht mehr fernsehen.“

Fernseh- oder Handyverbote sind in vielen Familien die Folge eines unerwünschten Kinderverhaltens. Aber keinesfalls eine logische Folge. Und auch nicht die Art von Konsequenz, die Frank Natho beschreibt.

Die logische Folge oder die Konsequenz der unabdingbaren Folge ergeben sich immer automatisch:

„Wenn Du Deine schmutzige Wäsche aus Deinem Zimmer nicht in den Keller bringst, dann wird sie heute nicht mehr gewaschen.“

Aus unseren Seminaren ahnen wir, was Sie als Leser nun vielleicht denken: „Davon kommt die Wäsche auch nicht in den Keller, denn ob sie gewaschen wird oder nicht, das ist dem Kind egal.“

Aus unserer Sicht geht es an dieser Stelle nicht darum, dass Kind durch die Anwendung gewaltfreier Kommunikation zu einem von uns bestimmten Verhalten zu bewegen. Es geht vielmehr darum, mit dem Kind auf einer wertschätzenden Ebene zu bleiben, um die Beziehungsqualität und den Selbstwert des Kindes nicht zu gefährden. Das Kind weiterhin als Subjekt zu begreifen und es nicht als ein Objekt zu behandeln, wie es der Hirnwissenschaftler Gerald Hüther auszudrücken pflegt.

Doch für die Eltern sind nun Strategien für die Sorge und den Umgang mit ihren eigenen offenen Bedürfnissen wichtig. Welche Bedürfnisse sind es, die hinter der Strategie „saubere Wäsche“ stehen? Vielleicht die Wahrung des Ansehens als „achtsame Eltern“? Will man sich in der Nähe des Kindes wohlfühlen und ist dazu ein bestimmtes Maß an Sauberkeit nötig? Will man sichergehen, dass das Kind keine Nachteile in der Schule auszuhalten braucht, weil es einen selber schmerzen würde, dies mitzuerleben?

Und der nächste Gedanke dazu: Wer trägt nun die Verantwortung für die eigenen Bedürfnisse? Das Kind oder man selber?

Und wenn sich die Mutter entscheidet, dass sie nur die Wäsche wäscht, die im Keller liegt, dann erfüllt sich die Mutter damit auch Bedürfnisse. Vielleicht will sie ihre eigenen Kraftressourcen schützen, zu ihrer Leichtigkeit beitragen oder sie sucht eine Balance zwischen dem, was sie in den Haushalt einbringt und was andere einbringen.

Jetzt hat die Mutter im Beispiel vielleicht ein Bedürfnisdilemma und kann abwägen, welche Bedürfnisse ihr im Moment wichtig sind und für welche Strategien sie sich entscheidet.

Und wenn die Entscheidung fällt, dass die Wäsche nicht gewaschen wird und dies von der Mutter in voller Wahrnehmung ihrer Liebe zu ihrem Kind als Hinweis oder als Information ausgesprochen wird und nicht als Strafandrohung, dann hat das Kind die wunderbare Situation einer Lernchance und es kann die späteren logischen Folgen des Tragens ungewaschener Wäsche selbst kennenlernen. Dies gibt keine Garantie, dass unsere vermuteten logischen Folgen (es wird sich unwohl fühlen, die Kinder werden mein Kind ausgrenzen, die Lehrer werden uns als asozial bezeichnen…) auch eintreten. Und es gibt auch keine Garantie, dass das Kind sein Verhalten ändert.

Doch nach unseren bisherigen persönlichen Erfahrungen hat gewaschene Wäsche auch für Kinder irgendwann eine Bedeutung. Und wenn sie diesen Wert frisch gewaschener Wäsche selbst erkennen, dann bringen sie die Wäsche ganz freiwillig. Doch viele Kinder lernen das Dilemma, dass nur ungewaschene Wäsche da ist, gar nicht kennen. Die Eltern sorgen vorher mit Nachdruck dafür, dass sie in den Keller gelangt. Oder sie erledigen es selbst und verurteilen anschließend das „faule Kind“.

Wenn es um die Betreuung und Erziehung von Kindern geht, braucht es aus unserer Erfahrung eine hohe Achtsamkeit dafür, was eine wirklich gewaltfreie Begleitung von Kindern eigentlich genau bedeutet.

Gewaltfreie Erziehung bedeutet für uns, das Kind als eine eigene Persönlichkeit mit seinen Bedürfnissen und Verletzlichkeiten anzuerkennen. Kinder sind nicht beliebig formbar, wie oft angenommen wird. Schläge, Erniedrigungen, Strafen, Beschämung oder sozialer Ausschluss fördern weder ihr Denk- noch ihr Lernvermögen. Kinder beugen sich dann lediglich der erzieherischen Macht und zeigen angepasstes Verhalten. Doch wesentliche persönliche Wesenszüge verändern sie dadurch nicht. Die Hirnwissenschaft und auch die Bindungstheorie aus der Entwicklungspsychologie geben uns hier wichtiges Hintergrundwissen.

Die Neurowissenschaft erklärt u.a., dass Lernen dann am wirksamsten stattfinden kann, wenn der Lernende frei von Angst ist. Und die Bindungsforschung geht heute davon aus, dass es so etwas wie ein ganz natürliches biologisches Programm zur Kooperation gibt, welches in Gang gesetzt wird, wenn es Eltern gelingt, sich emotional positiv ihren Kindern zuzuwenden.

Für uns gilt es, den Wunsch nach der Gehorsamkeit des Kindes durch folgende Fragestellung zu ersetzen:

Wie können wir uns als Eltern, Pädagogen und Lehrer verhalten, so dass Kinder mit Freude von uns lernen und unsere Werte im menschlichen Zusammenleben als sinnvoll für die gemeinsame Zukunft erfahren?

Zum „Sofort-Üben“: Aus einer Übung von Anna-Leke von Langendorff inspiriert, stellen wir Ihnen diese Frage: Welche Gefühle entstehen in Ihnen, wenn Sie folgende Gedanken für wahr halten:

„Kinder müssen doch ihre Grenzen aufgezeigt bekommen, sonst werden sie sich später nicht in die Gesellschaft einordnen können.“; „Man muss Kindern ihre Grenzen aufzeigen, sonst tanzen sie einem auf der Nase herum.“; „Ich muss konsequent bleiben, sonst habe ich verloren und das Kind macht dann immer, was es will und gehorcht mir nicht mehr.“ oder „Kinder müssen vor Erwachsenen Respekt haben. So ist das nun mal.“

Schreiben Sie Ihre Gefühle auf und spüren Sie in Ihre Körperreaktionen hinein. Gibt es Anspannungen im Körper und wenn ja wo?

Und welche Ihrer Bedürfnisse werden durch diese Gedanken nicht erfüllt?

Wochenaufgabe: Nehmen Sie sich doch diese Woche einmal die Zeit, genauer hinzuschauen. Welche Glaubenssätze über Erziehung haben Sie entwickelt? Und wie sind sie entstanden? Von welchen Personen haben Sie diese Überzeugungen übernommen? (Unsere neu gewonnenen Glaubenssätze finden Sie am Ende des Coachingbriefes.)

Aktuelles:

Das Einführungsseminar in Arnsberg im Januar 2019 ist ausgebucht.

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Freie Plätze gibt es noch im Februar, die Hohgant-Termine rücken näher:

22.-26.02.2019 – NEU – zum 10-jährigen Jubiläum auf der Hohgant-Hütte
Exklusiv für Paare – Die Schneeschuhwanderung mit Paar-Themen im GFK-Seminar
https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m05_gewaltfrei_leben_hohgant_paare.php

27.02.-03.03.2019 – Wie gewohnt in 10-jähriger Tradition auf der Hohgant-Hütte
Das Leben lieben lernen – Gewaltfrei leben – Die Schneeschuhwanderung für Einzelpersonen und Paare mit allgemeinen Lebens-Themen im GFK-Seminar
https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m05_gewaltfrei_leben_hohgant.php

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Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
© Copyright Anja Palitza und Olaf Hartke

 

Unsere Vorschläge:

Unsere Glaubenssätze und Überzeugungen, die wir in den Jahren mit Gewaltfreier Kommunikation entwickelt und gefestigt haben, sind:

  • Grenzen zu setzen, in Form von strafenden Konsequenzen, wirkt in der Regel nicht verbindend, sondern wirkt auf der Beziehungsebene eher trennend.
  • Meine eigene Grenze ist erreicht, wenn sich gerade wichtige Bedürfnisse von mir nicht erfüllen. Ich habe die Möglichkeit meine Grenze gewaltfrei nach außen sichtbar zu machen.
  • Ich bin selber verantwortlich für die Sorge meiner Bedürfnisse. Ich möchte andere, zu meiner Bedürfniserfüllung beizutragen, nur einladen und nicht zwingen.
  • Meine jeweiligen Gegenüber – und damit auch Kinder – haben ihre eigenen Grenzen. Diese zu respektieren, zu akzeptieren und den kleinen Menschen zu helfen, sie zu wahren ist ein wichtiger Wert von uns.
  • In der gleichzeitigen Akzeptanz unserer eigenen Grenzen und derer der Anderen, können wir gemeinsam neue Strategien ausfindig machen, die den geringstmöglichen Widerstand aufweisen.
  • Andere Menschen (auch die kleinen Menschen) tragen gerne zum Wohle anderer bei, wenn sie es frei entscheiden können.

2 Gedanken zu “369/2018 Zum Mythos, das Kinder Grenzen brauchen

  1. Yvonne

    Hallo ihr lieben! Da ist jetzt mächtig was los in meinem Oberstübchen……. Eigentlich umfasst es den Grundgedanken meiner Überzeugung…… Andersrum etappe ich mich bei einigen Punkten die ihr angesprochen habt.
    Fehlverhalten zu ignorieren und Wunschverhalten lobend unterstreichen……
    Puh……. Wie verhalte ich mich bei einem beissenden Kind………. Und kann GfK auch mit Kindern gut gelingen, wenn sie von zu Hause aus völlig „artfremd“ behandelt werden………
    Fragen über Fragen und innere Diskussionen.
    Aber……. Ich bleibe am Ball…….

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    1. Anja Palitza

      Hallo Yvonne,
      es freut uns, dass Du aus dem Seminar etwas Sinnvolles mitgenommen hast. Zu dem beißenden Kind: Für uns gibt es Verhaltensweisen, die die Bedürfnisse anderer in einem so starken Ausmaß einschränken, dass wir einschreiten würden, um das Verhalten zu unterbinden. Beißen, Treten, Schlagen sind typische Beispiele dazu. Das Herausfordernde ist, dabei keine Urteile über das beißende Kind zu haben, sondern das Beißen als Strategie zu sehen, mit der sich das Kind ein Bedürfnis zu erfüllen sucht. Hier braucht das Kind womöglich geduldige Unterstützung, eine andere Strategie für seine Bedürfniserfüllung zu erlernen. Und zur zweiten Frage: Aus Erfahrung können wir sagen, dass Kinder aus „ungünstigen“ Lebensverhältnissen auf die GfK-Haltung reagieren und eher bereit sind zu vertrauen und sich zu öffnen.

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