393/2019 Neues aus dem Haifischbecken

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

die letzten zwei Wochen waren wir unterwegs in Süddeutschland und die Tage waren gefüllt mit Terminen und Seminar-Aufträgen. Heute – wieder in den heimischen Büros in Jena und Bielefeld angelangt – ist Aufgaben-Listen abarbeiten angesagt.

Trotzdem möchten wir uns die Zeit nehmen, frisch über ein aktuelles Thema zu schreiben: Menschlichkeit und Nahbarkeit in Politik und Führung.

Wir wünschen Freude und Erkenntnisse bei der Lektüre.

Herzliche Grüße aus Jena und Bielefeld

Anja Palitza & Olaf Hartke

 

Thema: Neues aus dem Haifischbecken…

Zitat: „Wer ins Haifischbecken steigt, darf sich nicht vor Bissen fürchten.“
(alte Politiker- und Manager-Weisheit)

Beispiel: Zwei Themen, zwischen denen ich (Olaf) auch einen Zusammenhang sehe, beschäftigen mich gerade:

  1. In der aktuellen Ausgabe des Magazins “ManagerSeminare“ ist der Leitartikel übertitelt mit: „Führungskompetenz Nahbarkeit. Kannst Du Beziehung?“
  2. Und die regionale Tageszeitung „Neue Westfälische“ fragt heute:
    „Politik und Menschlichkeit – passt das überhaupt zusammen?“

Sie beschäftigen mich deshalb, weil ich denke, dass gerade unsere politischen Parteien und Unternehmen einen großen Einfluss als Vorbilder für eine Gesellschaft haben, in dem die Anliegen aller Beteiligter gesehen werden und auch eine Bedeutung haben.

Immer mehr beschäftigt mich die Frage, wie aus dem „Gegeneinander im Kampf zwecks Zielerreichung“ einiger gesellschaftlicher Bereiche und Gruppen wieder ein „Miteinander in Gemeinschaft zum Nutzen aller“ werden kann.

Oder – um es etwas bildhafter zu formulieren – wie aus dem Haifischbecken vielleicht doch noch ein Ponyhof werden kann.

Information: „Die Beziehungsfähigkeit eines Menschen gehört zu den wichtigsten Prädiktoren für beruflichen Erfolg.“, schreibt Chefredakteurin Nicole Bußmann im Editorial der aktuellen Ausgabe des Magazins „ManagerSeminare“. Eine unlängst bekannt gewordene Langzeitstudie aus den USA bestätigt das. Über einen Zeitraum von 18 Jahren haben Wissenschaftler 97.000 Kinder und Jugendliche bis ins Erwachsenenalter begleitet. Sie fanden heraus, besonders erfolgreich sind diejenigen Personen geworden, die in hohem Maß über jene soziale und emotionale Kompetenzen verfügten, die den Aufbau guter Beziehungen ermöglichen:

  1. adäquate Selbstwahrnehmung
  2. gutes Selbstmanagement
  3. Empathie
  4. konstruktiver Umgang mit Kritik
  5. verantwortungsvolles Entscheidungsvermögen

Das Lernen Gewaltfreier Kommunikation und das tägliche Trainieren der damit verbundenen Haltung fördern unseres Erachtens besonders intensiv und nachhaltig die Punkte 1, 3 und 4. Und wir denken: Auch auf 2 und 5 haben GFK-Kenntnisse einen deutlichen Einfluss.

Im Leitartikel geht es dann um das Thema „Nahbarkeit in der Führung“ und drei befragte und in den Artikel einbezogene Experten geben drei Statements ab, zu denen ich volle Zustimmung habe:

  1. „Gute Führung ist nichts anderes als das wirkungsvolle Managen von Beziehungen.“
  2. „Ich sehe eine große Sehnsucht nach einer guten Beziehungskultur in Unternehmen.“
  3. „Beziehungsfähigkeit wird nicht nur für Führungskräfte, sondern auch für Mitarbeiter wichtiger. Denn Mitarbeiter werden in flacheren Hierarchien künftig selber mehr koordinieren und Konflikte selbst klären müssen.“

Wer mag da noch sagen, Gewaltfreie Kommunikation passt nicht ins Unternehmen?

Höchstens diejenigen, die denken, Gewaltfreie Kommunikation sei – wie Marshall Rosenberg diesen Irrtum einmal formulierte – „eine weichgespülte wir-haben-uns-alle-lieb-Sprache“.

Die Aufrichtigkeit und die Klarheit, die die Gewaltfreie Kommunikation ermöglicht, empfinden Menschen manchmal als erschreckend. Auch Rosenberg sprach immer wieder über „scary honesty“ (beängstigende Ehrlichkeit). Doch genau dies hilft so häufig, Beziehungen zu klären und auf Augenhöhe die jeweils persönlichen und die gemeinsamen Anliegen zu verfolgen. Zumindest dann, wenn man Ehrlichkeit ausdrücken kann, in einer Art und Weise, die es dem Gegenüber leichter macht, sie zu hören.

Zum zweiten Thema: Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles als SPD-Vorsitzende fragt die Tageszeitung „Neue Westfälische“ heute im Artikel „Krokodilstränen im Machtpoker“: Politik und Menschlichkeit – passt das überhaupt zusammen?

Im Artikel macht Ursula Münch, die Direktorin der Akademie für politische Bildung in Tutzing (unweit von Klaus Karstädts Wirk- und Wohnort) auf etwas mir völlig Nachvollziehbares und doch gleichzeitig mich Erschreckendes aufmerksam:

„Brutale und rücksichtslose – ich möchte sogar sagen widerliche – Machtkämpfe und Intrigen gab es auf dieser Flughöhe in der Politik schon in den 50er- und 60er-Jahren. Der Unterschied zu heute: Damals blieben diese oft im Verborgenen. Das hat Politiker auch ein Stück weit geschützt. Heute ist das mit dem Druck der Öffentlichkeit und den sozialen Medien anders. Vieles kommt an die Oberfläche.“

Nach Ansicht Münchs hält dieses Phänomen schon heute viele Menschen davon ab, nach höheren politischen Ämtern zu streben, obwohl sie die Befähigung dazu hätten.
„Viele denken sich wohl: Das tue ich mir und meiner Familie nicht an.“

Vielleicht wird es in der Wirtschaft schneller gehen, als in der Politik, dass anerkannt wird, dass eine Kooperation in gegenseitiger persönlicher Akzeptanz und in der Haltung von beidseitiger Anerkennung der jeweiligen Bedürfnisse, mittel- bis langfristig für mehr Zufriedenheit auf beiden Seiten sorgt, als die kurzfristig einseitig Vorteile schaffenden Machtkämpfe und Intrigen.

Was vielleicht zur Folge hätte, dass einige Unternehmen in diesem Aspekt ein Vorbild für die Politik werden könnten. An diesem Wandel arbeiten Anja Palitza und ich fleißig mit, denn uns inspirieren seit einiger Zeit diese Themen und Bücher, weil sie unseren persönlichen Werten eines gleichberechtigten Miteinanders im beruflichen Kontext so sehr entsprechen:

  • Creating workplaces, where people can thrive (Arbeitsplätze schaffen, an denen Menschen gedeihen) – Gewaltfreie Kommunikation und Arbeitswelt
  • Reinventing Organizations: Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit
  • Holokratie – ein Führungssystem, dass jeden Menschen im Unternehmen einlädt, sich an der Gestaltung des Unternehmens zu beteiligen.
  • Und last but not least natürlich das Semco-Prinzip.

Und uns motiviert, dass dieser Wandel sichtbar immer öfter gelingt. Ganz kurz nur zwei Beispiele aus Wirtschaft und Politik:

—————————————————————————————————————————–

Es wurden ganz schnell fünf Beispiele und damit dieser Coachingbrief nicht noch länger wird, haben wir das Thema „Beispiele für Wandel in Politik und Wirtschaft“ auf die kommende Ausgabe verschoben.

Wochenaufgabe: Gemäß dem Aufruf Gandhis – „Sei Du der Wandel, den Du in der Welt sehen möchtest.“ – wo sehen Sie Notwendigkeiten oder sogar Gelegenheiten, gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen, indem Sie sich einsetzen für Nahbarkeit und Menschlichkeit in Führung und Politik? Wo würden Sie gern in Ihrem beruflichen oder gesellschaftlichen Umfeld Veränderung sehen? Schreiben Sie uns – vielleicht ergibt sich ein gemeinsames „Wandel-Projekt“.

Aktuelles: In der Podcast-Reihe „GFK-Helden“ sind wir im Februar anlässlich des GFK-Netzwerktreffens in München interviewt wurden. In dieser Aufnahme mit uns ging es um die Themen Gewaltfreie Kommunikation in der Partnerschaft und das gemeinsame Arbeiten als Trainer-Paar.
https://www.kommunikative-kompetenz.com/audio/

Termine im Jahr 2019

https://www.ab-ins-kloster.de

08.06.2019 Workshop zum Thema Wut und Würde findet Albersdorf bei Jena  (ausgebucht. Warteliste)
14.06.2019 Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Berlin – 2 ½ Tage
21.09.2019 Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena – 2 Tage
06.10.2019 Bildungsurlaub auf der Nordseeinsel Baltrum (ausgebucht, Warteliste)
13.- 19.10.2019 Familienfreizeit im Schiefergebirge in Lehesten – 7 Tage (Infos sh. Anlage)
16.11.2019 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena – 2 Tage
29.11.2019 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Berlin – 2 ½ Tage

Was sagen Sie zu unserem Coachingbrief?
Wir freuen uns, wenn Ihnen dieser Coachingbrief gefällt und Sie ihn an Interessierte weiterleiten. Neue Leserinnen und Leser können sich hier auch in den Verteiler für den direkten Mail-Versand eintragen:
http://www.coaching-briefe.com

Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
© Copyright Anja Palitza und Olaf Hartke

 

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s