382/2019 Üben, üben und nochmals üben

Liebe Leserin und lieber Leser,

die Gewaltfreie Kommunikation kann man als Modell leicht verstehen. Herausfordernd ist es jedoch oft, die Haltung im Alltag auch „zu leben“.

Für uns ist es ein Prozess des Übens und das hören wir auch von den Teilnehmern unserer Seminare. Nachfolgend finden Sie in dieser Ausgabe einmal Informationen aus der Lernpsychologie.

Herzliche Grüße, diese Woche von uns beiden aus Jena
Anja Palitza & Olaf Hartke

Thema: Üben, üben und nochmals üben

Zitat: „Ein ungeübtes Gehirn ist schädlicher für die Gesundheit als ein ungeübter Körper.“ (George Bernard Shaw)

Beispiel: Ich (Anja) übe mich gerade im Klavierspielen und werde von meinem virtuellen Lehrer erinnert, nicht gleich zu viel zu wollen. Es gilt, das Musikstück in kleine Häppchen zu unterteilen und diese zu üben, bis sie fehlerfrei und flüssig gespielt werden können. Und dies gilt für die rechte Hand und dann für die linke Hand und dann erst zusammen. Diese Portionen sind sehr klein für meinen Geschmack. Ich habe doch so viel Lust endlich das ganze Stück zu spielen.

Gleichzeitig erinnert mich das Üben an mein erstes Jahr mit Gewaltfreier Kommunikation. So wie meine Lehrer wollte ich damals auch gleich die Wörter aneinanderreihen können. Korrekt, flüssig, genau den Punkt treffend und dann noch in der Haltung Gewaltfreier Kommunikation. Doch mir wurde schnell schmerzlich bewusst: Das was ich sagen konnte, das wollte ich nicht mehr sagen und das, was ich sagen wollte konnte ich noch nicht.

Information: Ein Lernsystem ist umso komplexer, je mehr Elemente es aufweist, je größer die Zahl der Beziehungen zwischen diesen Elementen ist und je verschiedenartiger die Beziehungen sind.

Viele Lernvorhaben scheitern jedoch nicht an der Komplexität an sich, sondern eher am Fehlen klarer Ziele. Beim Lernen ist es hilfreich, sich kleine und kurze Lernziele zu setzen und die Komplexität zu reduzieren, indem man auswählt, welche Elemente man wie in Verbindung bringt. Der Erfolg von Einfachheit ist eindeutig.

Studien zur Lernforschung sagen auch, dass viele Lernende lange und unsystematisch lesen. Auch beim Wiederholen ist weniger der Stoffumfang das Problem, sondern dass die Infos nicht „merkwürdig“ genug sind. Sicher wird man so nicht: Der Stoff hat oft zu wenig Struktur, Action, Farbe und Bezug zur eigenen Welt und kann so nicht nachhaltig gespeichert werden.

Allein zu lesen und zu wiederholen bringt kein optimales Lernergebnis. Der Engpass ist eher die Informationsverarbeitung. Zu einer Verbesserung kann hier angesetzt werden. Es gilt alle Möglichkeiten zu finden, die das Lernvorhaben strukturieren. Zudem soll das Lernen auch Spaß machen, Verbindung bringen, emotional berühren. Weiter braucht es den Bezug zu den eigenen Themen und zu guter Letzt die Anwendung und das praktische Ausprobieren mit einer anschließenden Reflexion.

Hilfreich für das Einzelstudium halten wir die Beachtung der zehn Lernprozesse von Dr. Martin Krengel (Psychologe und Motivationsexperte): Er schreibt:

„Je besser der Überblick, desto sicherer wirst du. Drei grundlegende Prozesse gehören dazu:

1. Strategie bestimmen („Der Trainingsplan“). Ein Überblick über die Inhalte schaffen.

2. In den Lernmodus schalten („Das Aufwärmen“). Zeitmanagement und Motivation sind das A und O beim Lernen. Achte auf das richtige Timing und finde zuverlässig den Anfangsschwung.

3. Das Global Picture suchen („Die erste Hürde“). Dir sollte immer das „Wozu“ und der Bezug zum „großen Ganzen“ klar sein. Sonst kann der Stoff nicht eingeordnet werden.

Die nun folgende Verarbeitung benötigt Vielseitigkeit – kombiniere folgende drei zentrale Lernprozesse:

4. Strukturieren („Die nächste Disziplin“). Nun kannst du die wesentlichen Zusammenhänge erarbeiten und visualisieren. Somit werden die Wissensbestandteile gut vernetzt bzw. abgegrenzt.

5. Verbalisieren („Der Gedankenwettstreit“). Gedanken sind fehleranfällig. Nur wenn sie in konkrete Worte gefasst werden, kannst du sagen, dass du etwas wirklich verstanden hast.

6. Kodieren („Gehirnakrobatik“). Kodieren heißt, den Stoff zu durchdringen und zu verknüpfen.

Das Festigen: Die Infos sind aufbereitet und verstanden. Jetzt kommt es auf den richtigen Schliff an:

7. Reduzieren („Die letzten Meter“). Ohne eine Verdichtung des Stoffes würden wir in der Informationsflut ertrinken. Komprimiere den Stoff, bis das Wichtigste auf nur wenige Seiten passt.

8. Trainieren („Das Krafttraining“). Nun ist Üben angesagt: Schreiben, reden, anwenden, rechnen und wiederholen machen dich topfit.

9. Taktieren („Im Wettkampf“). Wähle je nach Situation die richtige Taktik und behalte durch ein paar Notfalltricks die Nerven.

10. Reflexion & Perfektion („Auswertung mit dem Coach“)… Perfektioniere deinen Lernprozess, um noch besser, sicherer und gelassener zu werden.“

Zum „Sofort-Üben“: Welche Gefühle hat das Portionieren in kleine Lerneinheiten in dem oben Beispiel ausgelöst und welche Bedürfnisse stehen damit in Verbindung? (Unseren Vorschlag finden Sie am Ende des Coachingbriefes)

Wochenaufgabe: Wollen Sie Gewaltfreie Kommunikation in Ihr Leben integrieren? Dann finden Sie zuerst Ihr „Wozu“ heraus. Was wollen Sie mit der Gewaltfreien Kommunikation erreichen und welche einzelnen Elemente brauchen Sie, um diese Vorhaben umzusetzen?

Anschließend überlegen Sie, welche Art von Lernen Ihnen Spaß bringt und Freude bereitet. Lernen Sie gern autodidaktisch oder mehr durch das Zusammensein in der Gruppe? Erfassen Sie lieber den Lernstoff, indem Sie ihn hören oder indem Sie ihn lesen? Welche Lernumgebung trägt zum Lernen eher bei? Eine nüchterne und klare Umgebung oder eher die Gemütlichkeit bei einer Tasse Tee?

Nun erstellen Sie Ihren Trainingsplan. Was wollen Sie wann, wie und wo trainieren?

Aktuelles: Beim Lernen von Gewaltfreier Kommunikation in kurzweiligen, kleinen und gleichzeitig regelmäßigen Schritten hilft auch unser Buch:

Heute gewaltfrei – 366 Denkanstöße für jeden Tag
Für jeden Tag des Jahres ein Zitat, das im Einklang mit der Gewaltfreien Kommunikation steht – das bietet dieses Buch. Überwiegend stammen die Zitate von Marshall Rosenberg und werden von uns in jeweils kurzen Texten näher erläutert.

Sie können sich inspirieren lassen, die Haltung von Gewaltfreiheit in der Kommunikation auszuprobieren und jeden Tag ein Stück mehr davon in ihr Leben zu tragen. Tag für Tag bieten die Zitate und Texte die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Durch tägliche kleine Impulse können Sie mit wenig Zeitaufwand „am Ball bleiben“ und sich von gewaltfreiem Gedankengut durch das Jahr begleiten lassen.
https://www.junfermann.de/titel-1-1/heute_gewaltfrei-10219/

Lange haben wir allen Social-Media-Angeboten getrotzt. Nun sind wir doch aktiv geworden:
https://www.facebook.com/anja.palitza.3
https://www.facebook.com/olaf.hartke

Wer mag, findet da ab und zu auch „alltägliche“ Gedanken zur kommunikativen Gewaltfreiheit in Familie und Beruf. Und natürlich auch zur Gewaltfreiheit im Umgang mit sich selbst.

Termin für unser kommendes Einführungsseminar im April
Wer gern in Gruppen lernt und darin die Leichtigkeit, das Lachen und das Miteinander schätzt, ist in einem unserer Seminar genau richtig: Vom 26.-28. April findet im Kloster Heilgenstadt das nächste Einführungsseminar in die Gewaltfreie Kommunikation statt. Es sind noch freie Plätze vorhanden. Verbinden Sie die besondere Atmosphäre eines Klosters mit Rückzug, Einfachheit und Stille und dem lebendigen Lernen in einer Gruppe.

Weitere Termine im Jahr 2019

https://www.ab-ins-kloster.de

31.03.2019 Bildungsurlaub auf der Nordseeinsel Baltrum (ausgebucht, Warteliste)
07.04.2019 Bildungsurlaub auf der Nordseeinsel Spiekeroog (ausgebucht, Warteliste)
26.04.2019 Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Bad Heiligenstadt
19.05.2019 Bildungsurlaub für Führungskräfte am Ammersee im Allgäu
14.06.2019 Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Berlin – 2 ½ Tage

Ein Workshop zum Thema Wut und Würde findet am Samstag den 08. Juni von 10-16.00 Uhr in 07646 Albersdorf bei Jena statt. Eine Seminarinformation können Sie anfordern unter: anja.palitza@t-online.de

21.09.2019 Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena – 2 Tage
06.10.2019 Bildungsurlaub auf der Nordseeinsel Baltrum
19.10.2019 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Arnsberg – 2 Tage
16.11.2019 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena – 2 Tage
29.11.2019 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Berlin – 2 ½ Tage

Was sagen Sie zu unserem Coachingbrief?
Wir freuen uns, wenn Ihnen dieser Coachingbrief gefällt und Sie ihn an Interessierte weiterleiten. Neue Leserinnen und Leser können sich hier in den Verteiler eintragen:
https://www.coaching-briefe.com

Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
© Copyright Anja Palitza und Olaf Hartke

Unser Vorschlag: Welche Gefühle hat das Portionieren in kleine Lerneinheiten ausgelöst und welche Bedürfnisse stehen damit in Verbindung?

Das Gefühl ist bei mir „ungeduldig sein“ und das dahinterliegende Bedürfnis ist , sich den Klängen hinzugeben, der Schönheit zu lauschen. Und gleichzeitig ist dies auch die Motivation, weshalb ich das Üben auf mich nehme.

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