345/2018 Einander zuhören, ja gut – aber wer macht den Anfang?

Liebe Leserin und lieber Leser,

hier ist der Coachingbrief für diese Woche und wir wünschen Ihnen unbeschwerte Sommertage.

Herzliche Grüße, diese Woche von uns beiden aus Kassel
Anja Palitza & Olaf Hartke 

Thema: Einander zuhören, ja gut – aber wer macht den Anfang?

 Zitat: „Bei einem Streit ist auf beiden Seiten der Wunsch gleich groß ernst genommen zu werden.“ (Marshall B. Rosenberg)

 Beispiel: Werner liegt seit ca. 20 Minuten still auf der Couch, die Arme unter dem Kopf verschränkt und schaut zur Zimmerdecke. Elke sitzt still auf dem Stuhl, ein Buch in der Hand, doch die Augen sind nicht auf die Zeilen gerichtet, sondern gehen zum Fenster hinaus.

Werner denkt: „Wieso soll ich jetzt den Anfang machen. Elke hat Unrecht mit ihrer Meinung, dass ich egoistisch sei. Sie versteht mich einfach nicht.“

Elke denkt: „Ich sehe nicht ein, dass ich jetzt wieder auf Werner zugehe. Ich habe halt auch meine Meinung dazu. Er könnte mir auch mal zuhören und mich verstehen wollen. Immer dreht sich alles um ihn.“

Information: Kennen Sie solche Situationen? Beide Seiten wollen gehört und verstanden werden. Doch beide sind selber noch so in „Empathie-Not“, dass sie nicht bereit sind über ihren Schatten zu springen und dem Anderen das entgegenzubringen, was sie sich selbst so dringend wünschen.

Empathie für den anderen bedeutet, sich für den anderen zu öffnen und ihn wirklich verstehen zu wollen. Mit Aufmerksamkeit für das, was er fühlt und braucht. Und gleichzeitig ohne Bewertung dessen, was er fühlt und braucht.

Es ist eine bewusste Entscheidung, dass wir dem Anderen im Gespräch folgen werden ohne dabei selber führen zu wollen. Dabei ist es hilfreich, das eigene Anliegen parken zu können und das Vertrauen zu haben, dass später auch die eigenen Bedürfnisse genauso gehört, gesehen und bedacht werden.

Vielleicht nicht gehört und gesehen durch die Lieblingsstrategie – den Partner. Vielleicht erst einmal von einem selbst und/oder einem guten Freund. Und das ist nach unseren Erfahrungen oft die Hürde für Empathie. Wir haben in unserem Leben nicht ausreichend die Erfahrung gemacht, dass unsere Bedürfnisse gehört und berücksichtigt werden. Wir haben oft nicht das Vertrauen, dass wir uns auch selber ausreichend hören und berücksichtigen. Vielleicht haben wir immer mal wieder die Erfahrung gemacht, wenn wir uns empathisch auf das Gegenüber einlassen, dass wir dann über den Prozess des Verstehens unser Anliegen aufgegeben haben oder gar das Verhalten des Anderen plötzlich toleriert haben.

Man kann verstehen, ohne mit der Strategie des Gegenübers einverstanden sein. Und man kann den Anderen verstehen und trotzdem auch eigene Gefühle und Bedürfnisse genauso wichtig und bedeutsam ansehen, wie die des Anderen.

Wenn beide Partner gleichzeitig dringend gehört werden wollen und nicht bereit sind, ihre Anliegen zu parken, dann ist es hilfreich, wenn sie über die Fähigkeit der Selbstempathie verfügen. Das bedeutet, dass sie sich Zeit für sich nehmen und sich bewusst entscheiden, den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen Raum zu geben. Das kann in Stille geschehen oder in einem Kontakt mit einer anderen Person, die einem zuhört.

Auch als hilfreich haben wir es erlebt, wenn man sich kurz die Situation notiert und dann, was man fühlt und auch die dahinterstehenden Bedürfnisse aufschreibt. Vielleicht findet man dann bereits erste Strategien, die man umsetzen könnte, um sich die Bedürfnisse selber zu erfüllen.

Zum Sofort Üben: Wie könnte sich die stille Selbstempathie bei Werner und Elke anhören? (Unsere Anregung finden Sie am Ende des Coachingbriefes.)

 Wochenaufgabe: Beobachten Sie sich einmal, wie sie reagieren, wenn Sie sich Verständnis vom Gegenüber wünschen. Ziehen Sie sich eher zurück, legen Sie Ihren Wunsch (Ihr Bedürfnis) offen oder versuchen Sie immer wieder neu Ihre Ansichten und Gedanken darzulegen?

Aktuelles:
Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation am 01./02. September 2018 in Jena
Es ist noch ein Platz frei.

Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation vom 19.-21. Oktober 2018 in Berlin

Weitere Angebote und nähere Informationen:
http://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/termine.php

Herausgeber: Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
© Copyright Anja Palitza und Olaf Hartke

Anregung:
Selbstempathie wird in der Regel nicht ausgesprochen und könnte wie folgt sein:

Werner: „Ich bin enttäuscht und traurig. Mir ist wichtig, dass auch meine gute Absicht gesehen wird. Mir liegt die Beziehung gleichfalls wie Elke am Herzen und ich habe mit meiner Entscheidung beitragen wollen und es uns leichter machen wollen.“

Elke: „Ich möchte, dass gehört wird, wie es mir mit dieser Entscheidung geht. Das ich verletzt bin. Ich möchte in Entscheidungen mit einbezogen sein. Zudem ist es in einer Partnerschaft für mich wichtig, dass wir achtsam miteinander umgehen und uns füreinander gleichermaßen einsetzen und das bezieht sich auch auf die Werte des Zuhörens, des Einlassens und des „Verstehenwollens“.

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