Liebe Leserin, lieber Leser,
eine Leserin unserer Coachingbriefe schrieb uns folgendes Beispiel und fragte, wie Sie mit Ihrem inneren „Aber“ umgehen könnte.
Herzliche Grüße von uns beiden, diese Woche aus Jena
Anja Palitza & Olaf Hartke
Thema: Ein „Aber“ findet sich wohl immer
Zitat: „Der Widerspruch ist das Salz des Lebens, aber nur wirklich starke Persönlichkeiten ertragen ihn, ohne böse zu werden.“ (Werner Braun)
Beispiel: Das Thema der Leserin: „Meine Tochter, alleinerziehend, voll arbeitend ist recht knapp mit ihrem Geld. Sie hatte einen Wasserschaden in ihrer Wohnung und diese muss saniert werden. Jetzt braucht sie eine neue Küche – die alte hatte sie übernommen und diese war schon 20 Jahre alt.
Bei Ebay hat sie eine Küche gekauft für 400 Euro, ungesehen, mit einer Spedition bringen lassen und war erstmal schockiert. Sie empfindet die Küche als versifft.
Es ist eine schöne Küche mit vielen Unterschränken, Schubladenteilen, Oberschränken mit Glaseinsatz, Flaschenregalen, Dunstabzugshaube etc.
Ich habe gestern einen Teil der Schränke und die Dunstabzugshaube gereinigt, es ging ganz gut und ich finde die Schränke sehen fast aus wie neu.
Meine Tochter hat die Küche nun zum Verkauf angeboten will sich dann etwas Neues kaufen– wo sie nur eine kleine Einheit (Spülbecken und Unterschrank und noch zwei Unterschränke) für ihr Geld bekommt.
Weshalb fällt es mir so schwer zu akzeptieren, dass sie diese Möglichkeit eine Küche zu haben mit viel Stauraum nicht annehmen kann. Sie sagt, sie hätte kein Genuss beim Kochen in dieser Küche.
Ich sage mir immer wieder, es ist ihre Entscheidung und sie will es so. Doch dann kommen diese vielen „Aber“ bei mir.“
Information: In der Regel nutzen wir das Wort „Aber“, wenn wir noch auf etwas uns grundlegend Wichtiges aufmerksam machen wollen. Vielleicht auch, wenn wir uns noch nicht als ausreichend gehört und verstanden erleben. Die Frage, die wir uns in diesem Zusammenhang gern stellen ist: „Welches Bedürfnis würde sich bei uns erfüllen, wenn die andere Seite hinter dem „Aber“ gesehen oder sogar berücksichtigt würde? Welches Bedürfnis hält uns davon ab, dass wir ganz „Ja“ sagen können?
Vielen Menschen fällt es schwer, ein „Aber“ zu hören und viele Menschen versuchen auch, sich das „Aber“ in ihrer Kommunikation abzutrainieren. Nach dem Modell der Gewaltfreien Kommunikation ist ein „Aber“ nichts anderes als der Hinweis auf ein noch nicht erfülltes Bedürfnis. Gewaltfrei ist nach Marschall Rosenberg, die Bedürfnisse aller an einer Interaktion Beteiligten als gleich wichtig anzusehen. Insofern trägt jeder „Aber-Sager“ zur Klarheit bei, indem er einen Hinweis auf ein unerfülltes Bedürfnis gibt.
Wer das „Aber“ meiden möchte, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass andere es nur schwer hören können, kann das „aber“ in der Kommunikation ersetzen durch „Und gleichzeitig ist mir wichtig…“
Das „Aber“ wird oft als Ablehnung verstanden. Ein „Und gleichzeitig ist mir wichtig…“ lässt das Vorangegangene stehen und ergänzt es lediglich um ein eigenes Bedürfnis.
Zum „Sofort-Üben“: Welche Bedürfnisse vermuten Sie hinter dem „Aber“ der Coachingbriefleserin? (Unseren Vorschlag dazu finden Sie am Ende des Coachingbriefes)
Wochenaufgabe: Wann nutzen Sie das Wort „Aber“? Was will damit gesehen und verstanden werden? Ersetzen Sie es probeweise mit „Und gleichzeitig…“. Macht dies für Sie einen Unterschied?
Aktuelles:
26./27. Mai 2018 Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena. Noch sind wenige Plätze frei.
01./02. September 2018: Vertiefungskurs Gewaltfreie Kommunikation in Jena
Neu: Seminar Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation in Berlin vom 19.-21.Oktober 2018
Nähere Informationen unter:
http://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/termine.php
Herausgeber: Hartke Unternehmensentwicklung GmbH Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527 © Copyright Anja Palitza, Olaf Hartke
Unser Vorschlag: Schnell sind wir bei dem Bedürfnis, dass wir für andere Menschen beitragen und unterstützen wollen, so dass sie es leichter und schöner haben. Und ja, dies sind für uns Menschen Motivatoren und Triebkraft. Und lassen Sie uns darüber hinaus noch einen weiteren Schritt gehen. Überlegen Sie einmal, was erfüllt sich für Sie, wenn Sie erleben, dass Ihr „Beitragen wollen“ Berücksichtigung findet und Menschen sie hören, sie verstehen oder gar umsetzen, was sie vorgeschlagen haben?
Im Beispiel vom heutigen Coachingbrief vermuten wir:
Das Bedürfnis von innerer Entspannung/Frieden/Ruhe, wenn man als Mutter sieht, dass das Kind finanziell abgesichert ist und sich seine Wünsche erfüllen kann. Sich selber zu schützen vor innerer Kritik und Selbstvorwürfen, dass man finanziell nicht mit unterstützen möchte/kann.
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