599/2023 Dankbarkeit verändert den Blickwinkel

Liebe Leserin und lieber Leser,

anfang der Woche wurden wir von einer aufmerksamen Leserin darauf hingewiesen, dass wir mit den Coachingbriefen im Rückstand seien, und sie fragte uns auch, ob wir uns darüber nicht selbst auch ärgern würden.

Die insgesamt durchaus erfreuliche und wertschätzende Mail erreichte uns nach unserer Rückkehr vom Bildungsurlaubs-Seminar am Ammersee und unserem freien Wochenende in Österreich. Auch, wenn uns der Rückstand natürlich nicht gefällt und wir lieber auf dem laufenden wären – wir haben dort ganz sicher nicht mit dem Rückstand gehadert und uns auch nicht geärgert; wir haben die Zeit in den Bergen genossen.

Wir denken oft an einen Satz unseres langjährigen Trainer-Ausbilders Klaus Karstädt:

„Natürlich kann man sich ärgern. Aber man ist nicht dazu verpflichtet.“

Herzliche Grüßen aus Jena und Bielefeld
Anja Palitza & Olaf Hartke

Thema: Dankbarkeit verändert den Blickwinkel

Zitat: „In jeder Minute, die man mit Ärger verbringt, versäumt man 60 glückliche Sekunden.“ (William Sommerset Maugham.)

Beispiel: Bernd hat einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich. Er ist nicht nur genervt und unzufrieden, sondern vor allem hadert er mit sich und anderen. Seinen Blick liegt ganz auf den Dingen, die gerade nicht funktionieren.

Mit dieser Energie tritt er in sein Zuhause. Sein Blick fällt auf Taschen, die im Flur stehen. In der Küche steht noch der Einkauf, der nur zum Teil den Weg in den Kühlschrank gefunden hat und auf dem Weg ins Wohnzimmer bahnen sich schmerzhaft vereinzelte Legoteile ihren Weg in seine rechte Fußsohle. Aus dem Kinderzimmer dringt laute Musik und Lachen.

Information: Es gibt Tage, die laufen einfach nicht nach unseren Vorstellungen. Die dabei manchmal entstehenden Ärger-Gefühle zeigen deutlich an, dass Bedürfnisse nicht erfüllt sind.

Situationen, in denen wir den Eindruck haben, dass uns jemand oder etwas daran hindert, ein Ziel zu erreichen oder etwas zu bekommen, dass uns wichtig ist, gehen sehr häufig mit Ärger einher.

Ärger entsteht jedoch nicht nur aufgrund einer ausbleibenden Zielerreichung, sondern auch, wenn wir den Eindruck haben, dass etwas ungerecht abläuft oder wenn unsere Werte verletzt werden. Ärger macht auf einer tieferen Ebene sehr deutlich darauf aufmerksam, dass es uns um Selbstwirksamkeit geht. Wir möchten etwas bewegen oder verändern können.

Sich auf Gefühle und die nicht erfüllten Bedürfnisse zu konzentrieren, ist eine erfolgreiche Möglichkeit, um aus dem Hadern herauszufinden. Dabei besinne ich mich auf mein momentanes Gefühl und auf das Bedürfnis, was damit in Verbindung steht. Dann überlege ich meine nächsten Schritte, die zur Bedürfniserfüllung beitragen können. Das klingt sehr überschaubar und für die meisten unserer Seminarteilnehmenden logisch und doch ist es in der Praxis so schwer umsetzbar.

Statt über das Bedürfnis und über mögliche Lösungswege nachzudenken, passiert es nicht selten, dass der Fokus sowohl in der Vergangenheit als auch im Außen liegt. Wir bleiben an einem „er oder sie sollte“ oder „er oder sie müsste“ hängen. Auch daran, was andere oder wir selbst falsch machen. Es fällt uns Menschen einfach schwer, sich von diesen Bewertungen und Urteilen zu lösen.

Mit einer gewissen Hartnäckigkeit kleben wir an unseren Bewertungen über uns und andere und regen uns beständig weiter auf. Diese Art von dysfunktionalem Ärger birgt Gefahren:

Er hemmt eine differenzierte Wahrnehmung und man urteilt stärker auf Grundlage von Stereotypen. Hinzu kommt – so fanden die Wissenschaftler Rein, Atkinson und McCarty schon 1995 heraus – dass bereits 5 Minuten intensiver blockierter Ärger unser Immunsystem für etwas 6 Stunden schwächt.

Also was kann Mensch in solchen Situationen tun?

An dieser Stelle empfehlen wir ein „Stopp“ durch ein Innehalten und einen ganz bewussten Fokuswechsel. Denn wenn wir bei Schuldvorwürfen, Abwertungen, und einem Richtig-Falsch-Denken bleiben, halten wir uns selbst in einer andauernden Ärger-Gedankenspirale fest.

Doch wie können wir einen solchen Fokuswechsel ermöglichen? Einen Vorschlag, den wir Ihnen in diesem Coachingbrief näherbringen wollen, ist der Blick auf die uns umgebenden Ressourcen und die bei uns erfüllten Bedürfnisse.

Um dahin zu kommen, können folgende Fragen helfen:

1. Wofür kann ich heute dankbar sein?

2. Für welche Menschen in meinem Leben bin ich dankbar?

3. Weshalb bin ich dankbar, dass es sie gibt?

4. Was ist das Beste, was heute passiert ist?

5. Welche Möglichkeiten habe ich, für die ich dankbar bin?

6. Worauf freue ich mich in Zukunft?

7. Ich bin geschützt, sicher und satt. Wie kann ich meine Dankbarkeit weitergeben?
(Wenn Sie an der Stelle merken, dass sie hungrig sind, dann empfehlen wir erst einmal etwas zu essen. Denn dann schaut die Welt gleich etwas anders aus. 😉)

8. Für welche Kollegen und Freunde bin ich dankbar?

9. Was haben andere Menschen mir auf meinem Lebensweg mitgegeben, wofür ich dankbar bin?

10. Was kann ich hier und jetzt wahrnehmen, wofür ich dankbar bin?

11. Worauf kann ich mich freuen und dankbar dafür sein?

12. Wenn ich mich mit der Natur verbinde, wofür bin ich da dankbar?

13. Ich bin dankbar für meinen Körper, weil…?

14. Ich bin meinem Intellekt dankbar, weil…?

15. Für was bin ich meinem Partner dankbar?

16. Für was bin ich meinen Kindern dankbar?

17. Für was bin ich mir selbst dankbar?

Sofort-Üben: Was denken Sie, wie geht es Bernd als er in der Kinderzimmertür steht? Und denken Sie die Situation einmal fort – wie könnte es weitergehen? (Unsere Gedanken dazu finden Sie am Ende des Coachingbriefes.)

Wochenaufgabe: Wenn Sie sich in dieser Woche einmal langanhaltend ärgern, dann experimentieren Sie einmal mit den 17 Beispiel-Fragen zum Thema Dankbarkeit. Lesen Sie sich diese langsam laut vor und lassen Sie sich bewusst darauf ein. Spüren Sie den Fragen nach. Verändert sich etwas im Erleben? Haben Sie nun einen anderen energetischen Zustand, der Sie mehr unterstützt, sich auf Ihre Bedürfnisse einzulassen und nach konstruktiven Lösungsmöglichkeiten zu suchen?

Gratis-Webinar
Tragfähige Team-Entscheidungen treffen
Möchten Sie eine Methodik für Gruppen-Entscheidungen kennenlernen, die zu gemeinsamen Entscheidungen mit großer Tragfähigkeit führt? Wir stellen Ihnen das Modell „Systemisches Konsensieren (SK)“ an drei verschiedenen Praxisbeispielen vor.

Gemeinsames Webinar mit SK-Moderator Alexio Schulze-Castro und uns
Nächster Termin:
08.08.2023 von 20-21 Uhr
Anmeldung und zusätzliche Infos:

Neue Podcast-Aufnahme zum Thema „Systemisches Konsensieren“
von und mit Peter Schmid, Alexio Schulze-Castro und uns

GFK-Tage in Thüringen vom 06.10-08.10.2023
Die Anmeldung ist ab sofort möglich unter:

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Seminare 2023
16.06.2023  Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (2 Tage mit Vorabendanreise und Film)
28.06.2023  Auszeit für Paare im Knaubenhof im Altmühltal (5 Tage)
25.08.2023  „Wandeltage unendlich“ – Fortsetzung des Jahreskurses im Kloster Hünfeld (3 Tage, nur für ehemalige Teilnehmende der bisherigen Jahresgruppen)
15.09.2023  Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (1 Tag mit Vorabendanreise)
26.09.2023  Gruppenentscheidungen treffen mit Systemischen Konsensieren (3 Tage)
06.10.2023  Wandeltage 2023 – Jahresgruppe Online –(6 Module à 3 Tage)
15.10.2023  Ein Führungskräftetraining auf Basis GfK auf Baltrum (5 Tage)
23.10.2023  Bildungsurlaub „Einführung GfK“ auf Spiekeroog (5 Tage)
09.11.2023  Trainer(Innen)-Ausbildung Online (4 Module, 20 Tage, Trainerteam)
08.12.2023  Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (2 Tage mit Vorabendanreise und Film)
10.12.2023  Bildungsurlaub „Einführung GfK“ am Jadebusen im Kunze-Hof (5 Tage)
15.12.2023  NEU GFK-Übungsseminar-Seminar Kunze-Hof am Jadebusen (2 Tage)

Weiteres finden Sie auf unserer Website:
https://erfolgsschritte.de/seminare-trainings/termine.php

Es sind noch nicht alle Informationen zu den Seminaren aktualisiert; fragen Sie direkt bei uns nach, wenn Sie konkrete Fragen dazu haben.

Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
http://www.ab-ins-kloster.de
© Copyright Anja Palitza & Olaf Hartke

Unser Vorschlag zur „Sofort-Übung“
Als Bernd durch die offene Zimmertür tritt und ins Kinderzimmer schaut, sieht er seine Frau und seinen vierjährigen Sohn fröhlich herumspringen. Beide halten sich an den Händen, hüpfen zur Musik und lachen.

Völlig unerwartet durchströmt ihn ein Gefühl von Ergriffenheit. Er ist so dankbar dafür, dass diese zwei Menschen in sein Leben getreten sind. Sein Ärger fällt plötzlich von ihm ab und er schaut nun ganz liebevoll auf die beiden. Gleichzeitig spürt er sich auch wieder stärker. Er bemerkt, dass er erschöpft ist, Hunger hat und eine große Sehnsucht nach Ruhe, Leichtigkeit und Unbeschwertheit in sich trägt. Jetzt ist er wirklich wieder in Kontakt mit seinen momentan wichtigen Bedürfnissen. Und nach einer Mahlzeit mit der Familie und einer Pause auf der Coach spricht er mit seiner Frau über diese gerade sehr hungrigen Bedürfnisse. Die Zuwendung und das Verständnis seiner Frau tut ihm gut. Beide überlegen, wie es beruflich bei Bernd weitergehen kann.

2 Gedanken zu “599/2023 Dankbarkeit verändert den Blickwinkel

  1. Avatar von Gross Gross

    Liebe Anja, lieber Olaf,

    Danke für euren wundervollen Coachingbrief.

    Ich bin im Moment in einer Krise, und eure Fragen erweitern meinen Horizont an Möglichkeiten, meinen Blickwinkel in eine andere Richtung zu bringen.

    Danke dafür.

    Herzlicher Gruß von Susanne

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    1. Avatar von Anja Palitza Anja Palitza

      Liebe Susanne,

      wir freuen uns, dass wir einen kleinen Beitrag leisten konnten und Du Anregungen gefunden hast, um ein wenig Deinen Blickwinkel zu verändern. Unmittelbar in einer Krise ist dies auch oft eine große Herausforderung. Leichter wird es dagegen, wenn man sich schon ein wenig aus der unmittelbaren Krise herausgearbeitet hat. Wir wünschen Dir viel Kraft und Zuversicht bei dem wieder herauswurschteln.

      Liebe Grüße
      Anja und Olaf

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