499/2021 Die eigenen kleinen Kriege

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

diese Zeilen schreibe ich (Olaf) am Samstag in einer Seminarpause und ich sitze unter einem der schattenspendenden Bäume im Garten des Franziskanerinnenklosters Thuine.

Umgeben von Klostergebäuden und in der Ruhe dieses kleinen, idyllischen und gepflegten Parks hat sich eine friedvolle Stimmung in mir ausgebreitet und ich schmökere in einem Buch, das ich in der Bibliothek des Klosters entdeckt habe. Mehr dazu im Folgenden…

Herzliche Grüße, diese Woche aus Jena und aus dem Emsland

Anja Palitza & Olaf Hartke

Thema: Die kleinen Kriege im Alltag

Zitat: „Wie soll es Frieden geben in der Welt, wenn es keine friedfertigen Menschen gibt? Zu Hause, in den Wohnungen, da muss der Frieden beginnen.“ (Astrid Lindgren)

Beispiel: Im Garten des Klosters Thuine lese ich in einem Buch über Franz von Assisi überraschend eine Geschichte von Astrid Lindgren, die mich jedoch sehr berührt. Sie ist etwas länger als unsere üblichen Beispiele, deshalb haben wir sie unten angefügt.

Information: Ist, wer Drohung und Abschreckung übt, um sich zu schützen; wer Aufrüstung betreibt, um sich zu schützen; wer den Kampf lernt, um sich zu schützen; noch friedvoll? Sind wir bereit für Frieden und vorbereitet auf Frieden, wenn wir uns gedanklich mit Verteidigung beschäftigen, um Krieg zu vermeiden?

Die Geschichte von Astrid Lindgren über die Gedanken der alten Dame hat mich nicht nur berührt, sondern auch nachdenklich gemacht. Ich frage mich, wie erreicht man Frieden? Eher, indem man vieles tut, um Kampf und Krieg zu vermeiden oder eher, indem man in Frieden lebt?

„Der Frieden ist nicht nur ein Ziel, sondern auch eine Methode.“, schreibt Leonardo Boff in meiner Lektüre zu den Ansichten des Franz von Assisi. Und Gandhi sagte: „Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“

Auch Marshall Rosenberg wies daraufhin, dass es verschiedenste Strategien gibt, sich für den Frieden einzusetzen. Man brauche nicht darauf zu warten, dass er in der Welt entsteht und man müsse auch nicht unbedingt für ihn demonstrieren, sagte er. Ein großer Beitrag zum Frieden sei auch, im eigenen Umfeld damit zu beginnen. Am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft und in der Familie. Und wenn man einen sehr kriegerischen Ort befrieden wolle, so könne man manchmal auch bei sich selbst – im eigenen Inneren – damit beginnen.

Zum „Sofort-Üben“: Wenn Sie es zeitlich einrichten können (3 Min.), so wäre jetzt eine wunderbare Gelegenheit zum Innehalten und Geschichte lesen. Sie finden sie am Ende unseres Coachingbriefes.

Wochenaufgabe: Prüfen Sie einmal, ob Sie in dieser Woche „kleine Kriege“ in Ihrem Umfeld entdecken. Prüfen Sie, wie sie sich anbahnen, sich entwickeln und wie sie enden. Was ist jeweils Ihr Anteil an den drei Phasen Anbahnung, Entwicklung und Ende? Welche Gedanken und Dialoge begleiten die drei Phasen? Erforschen Sie die Bedürfnisse hinter den Gedanken und Dialogen.

Aktuelles

Wandeltage 2021
Es ist nur noch ein Platz zu vergeben. Gesellen Sie sich dazu und machen Sie das Jahr 2021 zu Ihrem Wandeljahr.
Start ist nach erneuter Lockdown-Verlängerung nun das Wochenende 18.-20. Juni im Kloster Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein. Weitere Infos gern auf Anfrage.
https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m10_jahresausbildung_gfk.php

Weitere Seminare
03.07.2021 GfK-Tage in Erfurt                                                                        2 Tage
https://www.gfk-info.de/seminar/gfk-tage-in-erfurt-am-3-4-juli-2021-entwickle-dich-und-entwickle-die-welt/
17.07.2021 Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena                       2 Tage
09.10.2021 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena                       2 Tage
24.10.2021 Bildungsurlaub Einführung GfK auf der Nordseeinsel Spiekeroog       ausgebucht
14.11.2021 Bildungsurlaub Einführung GfK am Jadebusen bei Wilhelmshaven  5 Tage

Save the date: LeserInnen-Treffen an den Helfensteinen am 23. Juli 2021
Im Sommer feiern wir 11-jähriges Bestehen unserer Trainer-Zusammenarbeit. Diesen Tag wollen wir nicht im stillen Kämmerlein verbringen. Wir träumen mal… Ein großes Coachingbrief-LeserInnen-Treffen. Und wenn nur 1-2% von Ihnen dabei wären – dann wären wir mit etwa 20-40 Personen zusammen. Eine weitere alte Idee will umgesetzt werden: Die Helfensteine. Ein magischer Ort, nicht nur für uns. Und geographisch ziemlich zentral in Deutschland. Infos folgen, sobald uns die Corona-Bedingungen für solche Veranstaltungen klar sind.

Ausgebucht Hohgant im Sommer erleben
Da unsere Schneeschuhtour im Februar in der Schweiz nicht umsetzbar war, doch ein Jahr ohne Hohgant-Hütte bei uns zu schlimmen Entzugserscheinungen führen würde, haben wir den August-Termin geplant. Wir freuen uns schon riesig darauf. Es war schon immer ein Wunsch von uns, das Hohgant-Massiv mal im Sommer zu besteigen. Seien Sie dabei und verbinden Sie das Lernen Gewaltfreier Kommunikation mit Wandern in grandioser Kulisse im Naturpark Berner Oberland. Vom 10.-14. August 2021
https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m05_gewaltfrei_leben_hohgant_sommer.php

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Weiteres finden Sie auf unserer Website:
https://erfolgsschritte.de/seminare-trainings/termine.php

Es sind noch nicht alle Informationen zu den Seminaren aktualisiert; fragen Sie direkt bei uns nach, wenn Sie konkrete Fragen dazu haben.

Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
http://www.ab-ins-kloster.de
© Copyright Anja Palitza und Olaf Hartke

Über Frieden  (von Astrid Lindgren)

Jetzt werde ich eine kleine Geschichte erzählen. Ich hörte sie selbst vor langer Zeit, eine alte Dame erzählte sie mir und ich habe sie niemals vergessen. Sie ging so:

„Ich war jung zu jener Zeit, als fast alle Kinder oft geschlagen wurden. Man hielt es für nötig, sie zu schlagen zu, denn sie sollten artig und gehorsam werden. Alle Mütter und Väter sollten ihre Kinder schlagen, sobald sie etwas getan hatten, von dem Mütter und Väter meinten, dass Kinder es nicht tun sollten.

Mein kleiner Junge, Johan, war ein artiger und fröhlicher kleiner Kerl, und ich wollte ihn nicht schlagen. Aber eines Tages kam die Nachbarin zu mir herein und sagte, Johan sei in ihrem Erdbeerbeet gewesen und habe Erdbeeren geklaut. Und bekäme er jetzt nicht seine Schläge, würde er wohl ein Dieb bleiben, sein Leben lang. Mit Müttern ist es nun einmal so, dass ihnen angst und bange wird, wenn jemand kommt und sich über ihre Kinder beschwert. Und ich dachte: Vielleicht hat sie recht, jetzt muss ich Johan wohl eine Tracht Prügel verpassen.

Johan saß da und spielte mit seinen Bausteinen – er war ja damals erst fünf Jahre alt -, als ich kam und sagte, dass er nun Prügel bekäme und dass er selbst hinausgehen solle, um eine Route abzuschneiden. Johan weinte, als er ging. Ich saß in der Küche und wartete. Es dauerte lange, bis er kam, und Weinen tat er noch immer, als er zur Tür herein schlecht. Aber eine Route hatte er nicht bei sich.

‚Mama‘, sagte er schluchzend, ‚ich konnte keine Route finden, aber hier hast Du einen Stein, den Du auf mich werfen kannst!‘
Er reichte mir einen Stein, den größten, der in seiner kleinen Hand Platz fand. Da begann auch ich zu weinen, denn ich verstand auf einmal, was er sich gedacht hatte: Meine Mama will mir wehtun, und das kann sie auch mit einem Stein. Ich schämte mich. Und ich nahm ihn in die Arme, wir weinten beide so viel wir konnten, und ich dachte bei mir, dass ich niemals, niemals mein Kind schlagen würde. Und damit ich es ja nicht vergessen würde, nahm ich den Stein und legte ihn in ein küchenregal, wo ich ihn jeden Tag sehen konnte, und da lag er so lange, bis Johan groß war. Ein Dieb wurde keiner aus ihm. Das hätte ich gerne meiner Nachbarin erzählen mögen, aber sie war schon lange fortgezogen.“

Ja, so sprach die alte Dame, die mir dies alles erzählte, als ich noch sehr jung war. Und ich weiß noch, dass ich mir dachte: Ich werde meine Kinder auch nicht schlagen, sollte ich welche bekommen. Ich bekam zwei Kinder, und ich schlug sie niemals. Trotzdem wurden gute Menschen aus ihnen. Und auch sie schlagen ihre Kinder nicht.

Warum erzähle ich das alles? Es sollte ja vom Frieden die Rede sein. Ich glaube, das tut es auch in gewisser Weise. Immer noch gibt es viele Mütter und Väter auf der Welt, die ihre Kinder schlagen und glauben, dass sei gut. Sie meinen, Kinder würden artig und gehorsam durch die Schläge. Aber stattdessen werden sie zu solchen Menschen, die gerne selber andere schlagen und weitermachen damit, wenn sie groß sind, denn wie sollte einer, der sich als Kind an die Gewalt gewöhnt hat, zu einem friedlichen Menschen heranwachsen?

Und wie soll es Frieden geben in der Welt, wenn es keine friedfertigen Menschen gibt? Zu Hause, in den Wohnungen, da muss der Friede beginnen. Ich glaube, es wäre gut, wenn ein Stein in den Küchenregalen läge, fast überall auf der Welt, als Erinnerung: Schluss mit der Gewalt! Ich kenne eine Menge Staatsmänner und Politiker, die einen solchen Stein auf dem Küchenregal haben sollten. Aber dann würden sie vielleicht bloß die Steine nehmen und hinausgehen und einander die Schädel damit einschlagen.
Denn glaubt man an Gewalt, dann handelt man auch so!

(Astrid Lindgren; aus dem Buch „Barfuß – Franziskus von Assisi Lesebuch“; eine Sammlung zum Leben und Werk des Heiligen; erschienen 1992 im Dietrich-Coelde-Verlag, Werl)

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