Liebe Leserinnen und liebe Leser,
der 9. Juni ist für mich zu einem besonderen Datum geworden. Neben den Feiertagen und Geburtstagen feiere ich nun an diesem Tag die Rückkehr meiner Eltern aus dem Pflegeheim in ihr Zuhause in Jena. Die Pflege und die Betreuung haben dazu beigetragen, dass ich viele Qualitäten von mir weiterentwickeln konnte – unter anderem, geduldig zu sein.
Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, schauen Sie gern hier nach:
https://gewaltfrei.blog/?s=Geduld+haben
Herzliche Grüße, heute von uns beiden aus der Trainerausbildung in Otting
Anja Palitza & Olaf Hartke
Zitat: „Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen durchzuführen, als beständig nach vollkommenen Entscheidungen zu suchen, die es niemals geben wird.“ (Charles de Gaulle)
Beispiel: Nach einem Schlaganfall bei meiner Mutter und einem akuten Nierenversagen bei meinem Vater am Anfang des letzten Jahres sah es ganz danach aus, als sei für beide ein Leben zu Hause nicht mehr möglich. Beide kamen nach dem Krankenhausaufenthalt in ein Pflegeheim, weil sie im Krankenhaus als austherapiert galten, für zuhause jedoch noch zu schwach waren. Dann schlossen durch die Corona-Umstände die Heime für Besucher und meine Eltern bauten auch noch psychisch so stark ab, dass ich mich entschloss, sie wieder auf Probe nach Hause zu holen. Das war keine leichte Entscheidung. Ich hatte Angst. Und viele Fragen quälten mich, auf die ich keine Antwort fand. Nach vier Wochen Probewohnen zu Hause und intensiver Pflege folgte dann eine weitreichende Entscheidung.
Für alle Beteiligten hat sich der Einsatz gelohnt. Ich bin so froh und dankbar, dass ich aus meinem Umfeld für diese Aufgabe so viel Anteilnahme und Unterstützung erhalten habe. Meine Eltern und wir Geschwister hatten zwar ein herausforderndes Jahr, doch wir sind erleichtert und glücklich. Rückblickend sage ich heute: Es war eine gute Entscheidung.
Information: Es gibt im Leben einige Entscheidungen, bei denen man den Eindruck hat, sich im Kreis zu drehen. Immer wieder geht man bestimmte Optionen durch, versucht es mit Pro- und Contra-Listen, befragt seine Gefühle oder sucht bei anderen Menschen Rat. Doch die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen und es bleiben immer wieder Restzweifel. Denn was läuft in uns ab, wenn man eine weitreichende Entscheidung treffen will? Man sucht nach der sprichwörtlichen „eierlegenden Wollmilchsau“ oder anders ausgedrückt: Man sucht die Lösung, die alle Bedürfnisse umfassend berücksichtigt. Doch eine solche Lösung ist in komplexen Situationen mit unterschiedlichen Bedürfnissen bei mehreren Beteiligten sehr selten zu finden.
Mit Gewaltfreier Kommunikation kann man zwar auch keine Zukunftsprognosen erstellen, doch vier Schritte können Menschen beim Entscheidungsprozess unterstützen. Dazu haben wir in der Empathischen Zeit einen Artikel verfasst: „Umdenken… Hilfe annehmen und sich anvertrauen.“ http://www.empathikon.de/epages/64445784.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/64445784/Products/3196
Wenn wir uns lediglich auf Bedürfnisse zur Entscheidungsfindung ausrichten, dann helfen folgende Fragen:
- Welche Bedürfnisse wollen bei der Entscheidung und mit der Entscheidung berücksichtigt werden?
- Und gibt es ein wesentliches Bedürfnis in mir, das mir vordergründig am Herzen liegt und als erstes berücksichtigt werden will?
Zum „Sofort-Üben“: Welche Bedürfnisse könnten mich und meine Eltern bei der Entscheidung bewegt haben? (Unsere Gedanken dazu finden Sie am Ende der Mail.)
Wochenaufgabe: Wie fällen Sie Ihre Entscheidungen? Nehmen Sie sich in dieser Woche einmal Zeit und prüfen Sie, welche Gedanken Ihrer Entscheidung vorausgehen.
Aktuelles
Wandeltage 2021 – nächste Woche starten wir. Ganz sicher.
Ein Platz für die Jahresausbildung ist noch frei. Gesellen Sie sich dazu und machen Sie das Jahr 2021/2022 zu Ihrem Wandeljahr. Am Wochenende 18.-20. Juni 2021 beginnen wir im Kloster Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein. Weitere Infos gern auf Anfrage.
https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m10_jahresausbildung_gfk.php
Weitere Seminare
03.07.2021 GfK-Tage in Erfurt 2 Tage
https://www.gfk-info.de/seminar/gfk-tage-in-erfurt-am-3-4-juli-2021-entwickle-dich-und-entwickle-die-welt/
17.07.2021 Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena 2 Tage
09.10.2021 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena 2 Tage
24.10.2021 Bildungsurlaub Einführung GfK auf der Nordseeinsel Spiekeroog – ausgebucht
14.11.2021 Bildungsurlaub Einführung GfK am Jadebusen bei Wilhelmshaven 5 Tage
Save the date: LeserInnen-Treffen an den Helfensteinen am 23. Juli 2021
Im Sommer feiern wir 11-jähriges Bestehen unserer Trainer-Zusammenarbeit. Diesen Tag wollen wir nicht im stillen Kämmerlein verbringen. Wir träumen mal… Ein großes Coachingbrief-LeserInnen-Treffen. Und wenn nur 1-2% von Ihnen dabei wären – dann wären wir mit etwa 20-40 Personen zusammen. Eine weitere alte Idee will umgesetzt werden: Die Helfensteine. Ein magischer Ort, nicht nur für uns. Und geographisch ziemlich zentral in Deutschland. Infos folgen, sobald uns die Corona-Bedingungen für solche Veranstaltungen klar sind.
Ausgebucht: Hohgant im Sommer erleben
Da unsere Schneeschuhtour im Februar in der Schweiz nicht umsetzbar war, doch ein Jahr ohne Hohgant-Hütte bei uns zu schlimmen Entzugserscheinungen führen würde, haben wir den August-Termin geplant. Wir freuen uns schon riesig darauf. Es war schon immer ein Wunsch von uns, das Hohgant-Massiv mal im Sommer zu besteigen. Seien Sie dabei und verbinden Sie das Lernen Gewaltfreier Kommunikation mit Wandern in grandioser Kulisse im Naturpark Berner Oberland. Vom 10.-14. August 2021
———————————————————————————————————-
Weiteres finden Sie auf unserer Website:
Es sind noch nicht alle Informationen zu den Seminaren aktualisiert; fragen Sie direkt bei uns nach, wenn Sie konkrete Fragen dazu haben.
Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
http://www.ab-ins-kloster.de
© Copyright Anja Palitza und Olaf Hartke
Unsere Vorschläge:
Der Weg über die Bedürfnisse
Vor der Rückkehr ins gewohnte zu Hause habe ich immer wieder mit meinen Eltern darüber gesprochen, welche Bedürfnisse ihnen wichtig sind. Folgendes kristallisierte sich heraus:
- Die Sicherheit, dass sie versorgt sind.
- Der Erhalt des Zusammenlebens als Paar.
- Die Geborgenheit in einem Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen.
- Kontakt und Nähe zu den ihnen wichtigsten Menschen.
- Die Freiheit, den Tag selbst gestalten zu können.
- Die Art und Weise der Erfüllung von eigenen Bedürfnissen, selbst mitbestimmen zu können.
Ich konnte dies gut verstehen und gleichzeitig hatte ich auch eigene Bedürfnisse zu berücksichtigen:
- Meine Vision vom eigenen Leben umsetzen.
- Zeit, Muße und Kraft für mich und meine Anliegen haben.
- Mit Freude und Leichtigkeit selbstgewählten Aufgaben nachgehen.
- Meine Eltern unterstützen und Kontakt zu ihnen haben.
Nach längerer gedanklicher Auseinandersetzung und vielen Gesprächen mit Olaf und anderen Menschen begann ich zunächst, Aufgaben für mich selbst zu formulieren. Aufgaben, deren Erledigung die Voraussetzung darstellte, dass ich überhaupt eine verantwortungsvolle Entscheidung fällen konnte. Mein wichtigstes Bedürfnis zu dem Zeitpunkt war: Klarheit darüber, ob eine Rückkehr nach Hause überhaupt eine Option sein kann. Dann folgte die Überlegung, wie ich dieses Bedürfnis umsetzen konnte.
- Mobilisiere deine Eltern und übe im Pflegeheim das Aufstehen, Gehen und Treppensteigen.
- Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, dann erkundige Dich nach den Pflegedienstleistungen und prüfe, ob sie ein Leben der Eltern zu Hause ermöglichen.
- Verschaffe Dir Klarheit über die Versorgungslücken.
- Konkretisiere, was genau Du selbst abdecken kannst und wo Du Hilfe von anderen Menschen benötigst.
- Prüfe sehr genau, ob und wie Du unter diesen Bedingungen Deinen Vorstellungen vom eigenen Leben nachgehen kannst.
Das Erledigen dieser Dinge verschaffte mir die nötige Klarheit, dass eine Rückkehr tatsächlich eine Option sein konnte. Nun galt es noch, passende Strategien für meine Bedürfnisse zu finden, um die Sicherheit zu spüren, diese Aufgabe auch mit Zuversicht angehen zu können.
Ich gewann meinen Bruder und seine Unterstützung für die Idee; ein Pflegedienst übernahm einen Teil der Aufgaben; meine Cousine war bereit, mich mit einem Wochenende im Monat zu entlasten und eine Freundin sagte ebenfalls ein individuelles aber regelmäßiges Zeit-Kontingent zu. So blieb neben meinen Pflege-Aufgaben auch Zeit für mich und meine Tätigkeiten.