319/2018 Warum Veränderung so schwierig ist

silvester_paris

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in den Tagen nach Weihnachten und um Neujahr herum, kommen auch wir nicht an einem in schöner Regelmäßigkeit wiederkehrenden Thema vorbei: Neujahrs-Vorsätze.

In den letzten Jahren haben wir uns in der ersten Ausgabe des Jahres bereits mehrmals mit dem Thema befasst und bei diesen Gelegenheiten über Bedürfnisse geschrieben, die man sich möglicherweise damit erfüllt, dass man sich zum Jahreswechsel etwas für das neue Jahr vornimmt (Veränderung, Wachstum, Gesundheit, u.a.).

Wir haben auch über die Bedürfnisse geschrieben, die dann plötzlich lebendig werden können, weil sie nicht mehr in Erfüllung sind (Ruhe, Entspannung, Leichtigkeit u.a.).

Und dann gibt es ja auch noch die Bedürfnisse, die lebendig werden, während man mit sich ringt und zwischen Umsetzung und Aufgeben schwankt (Ziel- und Planverfolgung, Wirksamkeit, Authentizität u.a.).

Im November sind wir gleich auf zwei Gründe gestoßen, weshalb es mit dem Umsetzen neuer Vorhaben und dem Etablieren neuer Gewohnheiten manchmal gar nicht so leicht ist.

Wir wünschen Ihnen trotzdem gutes Gelingen, bei allem, was Sie sich für 2018 vornehmen und ein frohes neues Jahr.

Herzliche Grüße, heute von uns beiden aus Paris

Anja Palitza & Olaf Hartke

Zitat: „Die Fesseln der Gewohnheit sind meist so fein, dass man sie gar nicht spürt. Doch wenn man sie dann spürt, sind sie schon so stark, dass sie sich nicht mehr leicht zerreißen lassen.“ (Samuel Johnson)

Information: Zwei Erklärungen, weshalb Veränderungen manchmal nicht leicht fallen:

Am GFK-Tag in Erfurt sprach Gerald Hüther in seinem Eröffnungsvortrag unter anderem über eine Eigenschaft unseres Gehirns, die Veränderung zur Anstrengung macht. Unser entwicklungsgeschichtlich alter Gehirnteil (Stammhirn, Reptilienhirn) ist ständig bemüht, uns so wenig Energie wie möglich verbrauchen zu lassen. Ein hoher Energieverbrauch bedeutete für unsere Vorfahren, dass sie früher wieder zur Jagd  mussten; ein niedriger Energieverbrauch bedeutete längeres Auskommen mit der vorhandenen Nahrung.

Insofern versucht unser alter Gehirnteil beständig, uns mit Verhaltensweisen agieren und reagieren zu lassen, bei denen wir einen möglichst geringen Energieverbrauch haben. Das Etablieren von Gewohnheiten beispielsweise hilft, Handlungen und Handlungsstränge zu vollziehen, ohne viel darüber nachzudenken.

Wenn unser neuer Gehirnteil (Frontalhirn, Neocortex) nun das Vorhaben proklamiert, dass wir im neuen Jahr gesünder essen, mehr Sport treiben, uns fortbilden, unser Einkommen steigern und mehr Zeit mit der Familie verbringen, dann gehen im alten Gehirnteil die Warnlampen an und wir neigen dazu, die alten Gewohnheiten beizubehalten und in sie zurückzufallen.

Jeder Versuch, bisherige Gewohnheiten zu verändern und Neues zu etablieren, ist also ein Unterfangen, das im alten Gehirnteil Widerstände hervorruft. Wenn Sie dieses Aufbegehren Ihrer Denkmaschine ignorieren können und trotzdem weitermachen, dann haben Sie eine gute Chance eine neue Gewohnheit zu etablieren.

Eine zweite Erklärung für das Phänomen, das Veränderungen im Bereich unseres Verhaltens  nicht allein durch Entscheidungen gelingen, fanden der amerikanische Psychologe Roy Baumeister und seine Kollegen, als sie zum Thema „Willenskraft“ forschten und einige interessante Versuche unternahmen.

In den Versuchen wurden den Probanden Aufgaben gestellt, die Willenskraft erfordern. Beispielsweise das Lösen von Mathematikaufgaben, bei denen die Teilnehmer nicht wussten, dass einige der Aufgaben nicht lösbar waren. Zeit stand den Teilnehmern unbegrenzt zur Verfügung und die Frage war, wie lange sie sich mit den unlösbaren Aufgaben beschäftigen würden, bevor sie das Handtuch warfen.

Einem Teil der Gruppe wurden vor Beginn des Versuchs leckere Speisen vorgesetzt und sie wurden gebeten, vor Abschluss der Mathematikaufgaben nicht davon zu essen. Erst nach etwa einer halben Stunde begann für sie die Phase des Aufgabenlösens. Die Vergleichsgruppe erhielt ausschließlich die Aufgabe, die Mathematikaufgaben zu lösen.

Das Ergebnis war, dass diejenigen Teilnehmer, die bereits den Verzicht auf die Speisen durchhalten mussten, sich durchweg deutlich kürzer mit den unlösbaren Aufgaben beschäftigten.

In weiteren Versuchen mit ähnlichen Settings wiesen Baumeister und sein Team nach, dass wir über eine Art von „Willensreservoir“ verfügen, dass durch den Einsatz von Willen mehr oder weniger schnell schrumpft. Wer häufig und intensiv seinen Willen aufbringt, hat plötzlich weniger Willenskraft zur Verfügung und gibt deutlich schneller auf.

In Bezug auf Neujahrsvorsätze bedeutet das: Je mehr Sie sich vornehmen, desto mehr Willenskraft wird benötigt und verbraucht und desto wahrscheinlicher wird es, dass der „Willens-Akku“ plötzlich leer ist und Sie Ihre Vorhaben aufgeben.

Schenkt man diesen beiden Erklärungen Glauben, dann wird nochmal deutlich, dass „weniger manchmal mehr ist“. Unser Tipp: Nehmen Sie sich weniger vor und halten Sie das Wenigere aber dafür umso konsequenter durch. Lieber im Verlauf des Jahres weitere Veränderungen beginnen, als alles in den Januar packen.

Aktuelles: Wie ist ihre Planung für das kommende Jahr? Wollen Sie 2018 Ihre Beziehungen deutlich verbessern, sich wirkungsvoller verständigen und klarer kommunizieren? Dazu bieten wir folgende Seminartermine für das Jahr 2018 an:

Zwei intensive 2-tägige Einführungsseminare in die Gewaltfreie Kommunikation finden in Jena statt; am 27./28. Januar 2018 und am 26./27. Mai 2018.

Auf die Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation aufbauend, können Sie diese vertiefen in einem Übungs- und Vertiefungsseminar am 1./2. September 2018 in Jena.

Wer gerne Reisen und Lernen miteinander verbindet, dem legen wir die Bildungsurlaube auf den Nordseeinseln Spiekeroog vom 23.-28.04.2018 und Baltrum vom 07.-12.10.2018 ans Herz.

Alle Termine und weitere Informationen finden Sie hier: www.ab-ins-kloster.de

Herausgeber:
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Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
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