584/2023 Abschied

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

wir sind in den letzten Tagen sehr mit Trauer und auch aktivem Trauern in Kontakt. Wir nehmen Abschied von Anjas Vater. Und auch wenn sich der Weg des Abschiedsnehmens von einem lieben Menschen abzeichnet und es manchmal auch als erlösend wahrgenommen wird, so ist die Endgültigkeit, wenn sie dann eintritt, doch sehr schmerzhaft. Aus diesem Grund ist dieser Coachingbrief dem Gefühl der Trauer und des Abschiednehmens gewidmet.

Herzliche Grüße und diesmal neben freudigen Grüßen auch traurige Grüße aus dem Schönstattzentrum bei Rodgau
Anja Palitza & Olaf Hartke

Thema: Abschied

Zitat: Heute ein Text des italienischen Malers, Bildhauers und auch Dichters Michelangelo:

„Es sandte mir das Schicksal tiefen Schlaf.
Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die Räume.
Ich leb in euch, ich geh in eure Träume,
da uns, die wir vereint, Verwandlung traf.

Ihr glaubt mich tot, doch das die Welt ich tröste,
leb ich mit tausend Seelen dort,
an diesem wunderbaren Ort,
im Herzen der Lieben.
Nein, ich ging nicht fort,
Unsterblichkeit vom Tode mich erlöste.“

(Michelangelo Buonarroti, 1475-1564)

Beispiel: Vor ein paar Tagen hatten wir Geschwister ein Gespräch mit der Trauerrednerin. Sie hat sich fast 3 Stunden Zeit genommen und lauschte den Geschichten und Erinnerungen, die uns mit unserem Vater verbinden. Es entstand ein besonderer und auch wohltuender Raum des Erinnerns, des Lachens, der Dankbarkeit, der Verbindung, der Liebe und auch des Schmerzes.

Information: Trauer zeigt sich in zwei verschiedenen Qualitäten. Es gibt in unserem Erleben eine Art „süße Trauer“ und auch ein „inneres Leiden“, das mit einem Hadern einhergeht. Beim Leiden ist man häufig im Widerstand und grollt unter Umständen mit dem Lauf des Lebens. Man hält das Geschehene für „ungerecht“ oder bewertet es als „schlimme Sache“. Dies sind für uns Momente, in denen es nicht gelingt, das Leben in all seinen Formen, Farben und Schattierungen anzunehmen.

Die Trauer kann sich jedoch auch in einer anderen Qualität zeigen. Iris Bawidamann formulierte diese andere Qualität von Trauer so: „…sie fühlt sich anders an, sie ist weit, offen, weich, und da ist Fülle, da ist Kontakt mit der Kostbarkeit dessen, was gerade nicht ist oder vielleicht nie mehr sein wird.“

Ist man im Kontakt mit der Kostbarkeit eines Menschen und dem, was dieser Mensch in das eigene Leben hineingetragen hat, das wir nun nicht mehr erleben werden, dann nennen wir es einen „süßen Schmerz“. Es ist ein bewusst werden, dass bestimmte Bedürfnisse nicht mehr durch das Zusammensein im herkömmlichen Zustand erfüllt werden können. Es ist ein Bedauern und Trauern darüber, das gewohnte Strategien nicht mehr lebbar sind. Es ist ein Schmerz, der entsteht, weil Bedürfnisse von Nähe, Kontakt, Verbundenheit oder die Ausdrucksmöglichkeiten von Liebe und Zuwendung, etc. nun nicht mehr auf die alte Art genährt werden können.

Und doch lassen sich diese Bedürfnisse noch erfüllen. Und das ist das große Lernen, das bereits vor einigen Wochen begann, seit mein Vater (Anja) sich nicht mehr sprachlich mitteilen konnte. Es geht jetzt weiter, da er nicht mehr auf dieser Erde weilt und auch sein physischer Körper inzwischen nicht mehr in der ursprünglichen Form vorhanden ist. Mein Lernen im Trauerprozess besteht nun darin anzuerkennen, dass er mir die oben genannten Bedürfnisse nie mehr erfüllen wird. Und es besteht ferner darin, neue Strategien zu finden, um diese Bedürfnisse zu bedienen.

Und das ist trotz des Abschiedes und der Trauer das Tröstliche für mich: Ich benötige nicht zwangsläufige die Anwesenheit dieses Menschen und ich brauche ihn auch nicht durch andere Menschen zu ersetzen, so dass andere mir meine Bedürfnisse auf dem mir vertrauten und gewohnten Weg erfüllen. Sondern ich kann mir die Bedürfnisse von Nähe, Kontakt, Verbundenheit, Ausdrucksmöglichkeiten der Liebe und Zuwendung auch auf anderen Wegen erfüllen.

Ja, der Tode meines Vaters macht mich traurig und ich trauere täglich in wiederkehrenden Wellen. Weil ich seine direkte Anwesenheit sehr vermisse. Doch sein Tod kann mich nicht davon abhalten, seine Nähe zu spüren, z.B. beim Betrachten von Bildern oder beim Zurhandnehmen seiner Lieblingsgegenstände des Alltags. Sein Tod hält mich auch nicht davon ab, weiterhin Liebe für ihn zu empfinden und diese auch gegenüber anderen auszudrücken. Ich kann seine Zuneigung über die Worte, die er mir hinterlassen hat, immer noch wahrnehmen und ich erlebe ganz ähnlich, als wenn er dabei wäre, Verbundenheit und Kontakt, wenn ich von ihm erzähle oder mich lebhaft an ihn erinnere.

Das ist gerade ein Teil meines Trauerprozesses – Lernen, „mit ihm“ zu sein, obwohl er nicht da ist. Dieses Lernen ist immer wieder traurig, doch gleichzeitig auch tröstlich für mich. Es macht mich freier und stärker, dass Leben in seinem Lauf demütiger anzunehmen.

Aktuelles

Der Termin unserer Hohganttour nähert sich. Noch sind Plätze in der ersten Woche frei. Wer bei diesem einmaligen Event dabei sein möchte kann sich noch bei uns anmelden. Nutzen Sie jetzt diese Gelegenheit und sichern sich einen Platz für das Lernen/Vertiefen von Gewaltfreier Kommunikation in einer urigen Hütte mit einem grandiosen Bergpanorama.


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Seminare 2023

21.02.2023  Schneeschuh-Tour zur Hohgant-Hütte für Einzelteilnehmer und Paare
26.02.2023  Schneeschuh-Tour zur Hohgant-Hütte nur für Paare (Warteliste)
17.03.2023  Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (1 Tag mit Vorabendanreise)
16.04.2023  Bildungsurlaub „Einführung GfK“ auf Baltrum (5 Tage
06.05.2023  Wandeltage 2023 Jahresgruppe Präsenz –(6 Module à 3 Tage))
22.05.2023  Bildungsurlaub „Einführung GfK“ in Dießen am Ammersee (5 Tage)
02.06.2023  NEU GFK-Vertiefung II – Übungsseminar mit neuen Inhalten (3 Tage)
16.06.2023  Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (2 Tage mit Vorabendanreise und Film)
28.06.2023  Auszeit für Paare im Knaubenhof im Altmühltal (5 Tage)
25.08.2023  Wandeltage-Vertiefung Fortführung des Jahreskurses im Kloster Hünfeld (3 Tage)
15.09.2023  Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (1 Tag mit Vorabendanreise)
26.09.2023  Gruppenentscheidungen treffen mit Systemischen Konsensieren (3 Tage)
06.10.2023  Wandeltage 2023 Jahresgruppe Online –(6 Module à 3 Tage))
15.10.2023  Ein Führungskräftetraining auf Basis GfK auf Baltrum (5 Tage)
23.10.2023  Bildungsurlaub „Einführung GfK“ auf Spiekeroog (5 Tage)
09.11.2023  Trainer(Innen)-Ausbildung Online (4 Module, 20 Tage, Trainerteam)
08.12.2023  Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (2 Tage mit Vorabendanreise und Film)
10.12.2023  Bildungsurlaub „Einführung GfK“ am Jadebusen im Kunze-Hof (5 Tage)
15.12.2023  NEU GFK-Übungsseminar-Seminar Kunze-Hof am Jadebusen (2 Tage)

Weiteres finden Sie auf unserer Website:
https://erfolgsschritte.de/seminare-trainings/termine.php

Es sind noch nicht alle Informationen zu den Seminaren aktualisiert; fragen Sie direkt bei uns nach, wenn Sie konkrete Fragen dazu haben.


Herausgeber:
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Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
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© Copyright Anja Palitza & Olaf Hartke

2 Gedanken zu “584/2023 Abschied

  1. Susanne

    Liebe Anja, danke für deinen Coachingbrief „Abschied „, er hat mich sehr berührt. Besonders der Satz, Lernen mit ihm zu sein ohne dass er da ist. Das macht mir Mut, besser mit dem Tod meiner Mama zurechtzukommen. Ausserdem ist es eine schöne Vorstellung für mich, mit ihr in Verbindung zu sein ohne dass sie da ist.

    Lieber Gruß von Susanne

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    1. Anja Palitza

      Danke Dir, liebe Susanne für Deine Antwort auf unseren Coachingbrief. Auch für mich ist die Verbindung halten über die Präsenz hinaus eine tröstliche Möglichkeit.

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