Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
am vergangenen Wochenende hatte ich (Olaf) mal wieder die Gelegenheit, mit dem Motorrad zu einem beruflichen Termin anzureisen und den darauf folgenden Sonntag familienfrei im Kurvenparadies Sauerland zu verbringen. Erstes Ziel nach der Zeltnacht war der Motorrad-Gottesdienst in Meinerzhagen (www.motor-pastor.de).
Pastor Frank Schröder sprach in seiner Predigt unter anderem über Johannes den Täufer und das hat viele Gedanken und Gefühle in mir ausgelöst. Es gibt ein paar Themen, die mich schon jahrelang immer wieder beschäftigen und sie wurden irgendwie alle nacheinander angesprochen:
- Sagen, was man denkt…
- Aufrichtigkeit, auch wenn es für andere vielleicht schwer zu hören ist…
- Nach den eigenen Überzeugungen leben und sich von Abweichungen nicht entmutigen lassen…
- Für die eigenen Überzeugungen auch werben und sich anderen beharrlich zumuten…
Klar geworden ist mir im Nachgang dadurch nochmal, weshalb diese Themen mich schon so lange und immer wieder neu beschäftigen. Diese Gedanken in einen Coachingbrief zu legen, von dem ich denke, dass er für andere verständlich sein könnte, ist mir gestern noch nicht gelungen. Mehr dazu vielleicht in einem der nächsten Coachingbriefe. Heute meine Gedanken zum Thema „Kirche mal anders…“
Herzliche Grüße aus Jena und Bielefeld
Anja Palitza & Olaf Hartke
Thema: Kirche mal anders
Zitat: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“
(Matthäus-Evangelium, Kapitel 18, Vers 20)
Beispiel: Motorradfahrer in Lederkleidung parken teils sportliche, teils schwere Maschinen vor dem evangelischen Tagungszentrum Nordhelle bei Meinerzhagen. Aus den geöffneten Fenstern ist die Rockmusik einer Live-Band zu hören. Vor dem Eingang ist ein Grill aufgestellt; gebratene Würstchen verströmen ihren typischen Duft. Im Foyer werden Getränke, belegte Brötchen und Kuchen angeboten.
Menschen im Alter von einem Jahr bis über 70 Jahren sind anwesend, ganze Familien sind hier. Sie lachen und reden miteinander, begrüßen sich, umarmen sich. Man kennt sich gut, so wirkt es.
Nachdem Hunger und Durst gestillt sind, gehen alle hinüber zur Band, setzen sich in die Stuhlreihen und lauschen noch kurz den vertrauten Rhythmen der Rocksongs der Achtziger Jahre. Der Gottesdienst hat begonnen.
Pastor Frank Schröder spricht und es wird still unter den Zuhörern. Im Rahmen der Predigt liest er aus der Bibel über Johannes den Täufer und überträgt die Inhalte in den Kontext der heutigen Zeit.
Wenn ich mich umblicke, dann sehe ich, dass die meisten Menschen Blickkontakt zu ihm halten, ich sehe Menschen mit dem Kopf nicken, ich sehe zwei Menschen mit Tränen in den Augen.
Information: Eines von Marshall Rosenbergs Zielen war es, zu einer Gemeinschaft beizutragen, in der die Bedürfnisse aller Beteiligten zählen. Wenn Menschen die Erfahrung machen können, dass ihre Bedürfnisse gesehen und anerkannt werden, dann bilden sich Gemeinschaften, die von Vertrauen, gegenseitiger Unterstützung, Freude und Vielem mehr geprägt sind.
Das ist meines Erachtens deshalb so attraktiv und anziehend für viele Menschen, weil in solchen Situationen zwei nach Gerald Hüther „grundlegende, menschliche Bedürfnisse“ erfüllt werden. Der Gehirnforscher sagt, dass sich Menschen im Wesentlichen nach zwei Zuständen sehnen, die sie bereits aus dem Mutterleib kennen: Sich sicher, bewahrt, versorgt und verbunden fühlen. Und andererseits auch Raum haben für Lernen, Entwicklung und Wachstum.
In „gewaltfrei-Kreisen“ lassen sich solche Gemeinschaften immer wieder erleben. Und zu meiner großen persönlichen Freude immer wieder auch im kirchlichen Rahmen.
Zum „Sofort-Üben“: Trainieren Sie einmal, Beobachtungen von Annahmen und Interpretationen zu unterscheiden. In der Gewaltfreien Kommunikation ist es ja oft eine Herausforderung, statt Interpretationen klare Beobachtungen zu formulieren. Im obigen Beispiel finden Sie ein paar meiner Beobachtungen zum Gottesdienst in Meinerzhagen. Finden Sie die darin enthaltenen Annahmen und Interpretationen? Und ganz unten angefügt können Sie meine persönlichen weiteren, daraus folgenden Interpretationen lesen.
Wochenaufgabe: Prüfen Sie einmal: Wo fühlen Sie sich in Gemeinschaft mit anderen Menschen so richtig wohl? Werden dabei die nach Gerald Hüther „grundlegenden“ Bedürfnisse erfüllt? Wie können Sie selbst in Gruppen einen Beitrag leisten, dass sich diese Bedürfnisse für alle erfüllen?
Aktuelles: Mit Freude möchten wir Ihnen unseren Vertiefungskurs Gewaltfreie Kommunikation in Jena ans Herz legen. Er findet am 11./12. November statt. Nach unseren letzten beiden Coachingbriefen ist nur noch ein Platz zu vergeben. SICHERN SIE SICH SCHNELL DIESEN EINEN VERFÜGBAREN PLATZ! Bei Interesse findet Ihr nähere Informationen unter:
http://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/termine.php
Wer erste Erfahrungen und Schritte mit dem anderen Blickwinkel machen will und gern wieder in seine eigene Kraft zurückfinden möchte, dem legen wir unseren Einführungskurs in die Gewaltfreie Kommunikation ans Herz. Am 28.-29. Oktober wird dieser in Jena stattfinden. Bei Interesse findet Ihr nähere Informationen unter:
http://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/termine.php
Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
© Copyright Anja Palitza, Olaf Hartke
Ein paar „eingeschlichene“ Annahmen und Interpretationen, die genau genommen keine Beobachtungen sind:
- …teils sportliche, teils schwere Maschinen…
- …typischer Duft
- …ganze Familien sind hier
- Man kennt sich gut…
- Nachdem Hunger und Durst gestillt sind…
- …lauschen den vertrauten Rhythmen der Rocksongs
- …überträgt die Inhalte in den Kontext der heutigen Zeit
Meine Interpretationen aus den Beobachtungen:
Die Menschen hören sehr interessiert zu. Es ist eine Sprache, die sie gut verstehen. Die Menschen sind berührt von den Gedanken, sie finden Anknüpfungspunkte in ihrem Alltag und Ideen für ihren Alltag. Es geht um Themen, die sie beschäftigen und die sonst nur selten angesprochen werden. Hier finden die Gedanken Raum und die Menschen lassen sich darauf ein. Ich habe den Eindruck, sie nehmen etwas mit in den Sonntag, in die kommende Woche und vielleicht auch in ihr Leben.
Hier ist Kirche orientiert an den Bedürfnissen der Menschen. Und sie kommen. Regelmäßig. Und in großer Zahl.