Liebe Leserin, lieber Leser,
unsere beiden freien Tage am langen Wochenende haben wir in Anjas verwunschenem Garten in der Nähe von Jena verbracht und neben dem Freischneiden des dornenumrankten Dornröschen-Häuschens blieb noch Zeit für Pausen und „Arbeits-Gespräche“.
Herzliche Grüße, inzwischen wieder fern vom Natur-Biotop, zurück in der Zivilisation von Jena
Anja Palitza & Olaf Hartke
Thema: Trainerdialog im verwunschenen Garten bei Jena
In der Mittagspause
Anja: „Olaf, erinnerst Du Dich noch an unser Gespräch von gestern – Iris, Video, Newsletter und Coachingbrief?“
Olaf: „Ja, klar.“
Anja: „Du wolltest an diesem Wochenende etwas darüber schreiben.“
Olaf (denkt): „So ist das mit den Realitäten der Vergangenheit – sie werden zu verklärten Erinnerungen der Gegenwart.“
Olaf (erwägt, zu sagen): „Wenn Du sagst, dass ich an diesem Wochenende etwas über diese Videos schreiben wollte (Beobachtung 1), dann bin ich verwundert bis irritiert (Gefühl), denn meine Erinnerung an dieses Gespräch beinhaltet, dass Du so begeistert davon warst, dass Du etwas darüber schreiben wolltest (Beobachtung 2). Ich brauche Klarheit (allgemeines Bedürfnis) und ich schätze es sehr, bei Absprachen über die Verteilung von Aufgaben eine gewisse Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit zu haben (konkretisiertes Bedürfnis), denn mir ist wichtig, meine Freizeit so zu planen, dass ich mich ausreichend erholen kann (darunterliegendes Bedürfnis). Sag mir bitte, an was Du Dich erinnerst, dass ich gestern gesagt habe, aus dem Du schließt, dass ich den Coachingbrief schreiben werde – kannst Du Dich daran noch erinnern?“
(Weil wir irgendwann einmal vereinbart haben, im konfliktfreien Alltag kein Lehrbuch-GFK anzuwenden, sondern in der GFK-Haltung zu sein und uns dabei übersichtlich kurz zu fassen sage ich…): „Diese Erinnerung teile ich nicht.“
Anja: „Du fandest die Videos doch auch Klasse, oder doch nicht?“
Olaf: „Ja, mir gefallen sie auch. Darauf bezog sich auch meine Antwort – ein Coachingbrief darüber wäre toll. Ich kann mich jedoch nicht erinnern, dass ich ihn schreiben wollte.“
Dann tauschten wir uns noch ein wenig darüber aus, wie wir ihn schreiben könnten und schließlich sagte Anja: „Weißt Du was – jetzt nach unserem Gespräch habe ich große Lust, ihn selbst zu schreiben. Ich habe da schon eine Idee…“
Sprach´s, öffnete ihren Laptop und über dem verwunschenen Garten herrschten fast zwei Stunden Stille, lediglich unterlegt mit dem leisen Klappern der Tastatur.
In der Kaffeepause
Anja: „Du, ich fand unser Gespräch und die Idee eben so lustig, dass ich dachte, ich schreibe auch mal was für die Rubrik „Trainerdialog“. Hier lies mal.“
Sie reicht mir den Laptop und ich lese:
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Trainerdialog (von Anja verfasst)
Anja: „Olaf, erinnerst Du Dich noch an den Link, den ich Dir gesendet habe – aus Iris Newsletter, in dem sie dieses lustige Video geteilt hat?“
Olaf: „Ja.“
Anja: „Das würde ich gern auch mit unseren Lesenden teilen. Ich liebe es, wenn Menschen kreativ werden und ihre Fähigkeiten einsetzen und wenn dann noch so ein Ergebnis daraus erwächst.“
Ich sprühe gerade nur so vor Begeisterung und tauche ganz in das Gefühl von Vorfreude ein. Meine Begeisterung scheint auch Olaf anzustecken und er sprüht gleich mit:
Olaf: „Ja, mir geht es ganz ähnlich und ich habe schon eine Idee.“
Ich schaue ihn neugierig und erwartungsvoll von der Seite an; bin gespannt.
Anja: „Und?“
Olaf: „Wir schreiben den Beginn als Scherz und kommen dann auf den Ernst darin zurück, dass lockert auf. Und das könnten wir im nächsten Jahr am 1. April senden. Da würde es supergut als Aprilscherz passen.“
Anja (enttäuscht): „Oooch, nööö. Das ist ja noch so lange hin. Und wieso denn gerade da?“
Olaf (nun in voller Begeisterung): „Ist doch klar – ein super April-Scherz – wir könnten dann schreiben, dass wir die spanische Original-Vertonung des Films gefunden haben und sie uns mit der deutschen Übersetzung nur weismachen wollten, dass die beiden im Film so etwas wie Schurken und Gangster sind. Doch nun ist ganz klar – dass sind angehende Trainer-Kollegen von uns und…“
Anja (immer noch enttäuscht): „Ja, die Idee ist ja ganz lustig. Aber ich hatte Freude an dem Gedanken, dass wir JETZT etwas wirklich Lustiges und Erfrischendes mit unseren Lesenden teilen können. Und wir am freien Wochenende nur einen kurzen Coachingbrief zu schreiben brauchen.“
Olaf (blickt nun etwas betrübt): „Ja, war auch nur so eine Idee. Habe sie beim Erzählen aber auch schon selbst verworfen.“
Olaf weiter (nun fröhlich, beschwingt): „Denn weißt Du, wo wir nächstes Jahr am 1. April sein werden? Im Knaubenhof, Ende Modul 1 der Trainerausbildung und Start unserer Auszeit! Da werden wir sicherlich anderes berichten.“
Anja: „Ja, genau. Ich freue mich auch schon riesig auf diese lange Reise nach Irgendwo.“
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Der Text endet hier und ich schaue Anja an. Sie strahlt mich mit großen, glücklichen Augen an und fragt: „Na, wie gefällt es Dir?
Olaf: „Du wolltest was für die Rubrik ‚Trainerdialog‘ schreiben, oder? Wo wir manchmal unsere Dialoge veröffentlichen und GFK-Infos mit unterbringen… ?“
Anjas Mundwinkel fallen herunter, auf der Stirn entsteht eine kleine senkrechte Falte:
„Es ist nicht lustig, oder?“
Olaf (denkt): „Lustig ist eine Bewertung. Die will sie doch nicht wirklich hören. Zumindest nicht die, die ich gerade habe.“
(Sagt vorsichtig): „Also… jetzt im Moment… in dieser Version jetzt hier…“
Anja (mit leicht zusammengekniffenen Augen und nun deutlich sichtbarer senkrechter Falte auf der Stirn: „Nun sag schon, es ist nicht lustig, oder?“
Olaf (sehr vorsichtig): „Ich meine, … also… wir können in diesem Entwurf ja noch…
Anja (mit drei senkrechten Falten auf der Stirn): „Entwurf??? Sag jetzt: Lustig oder nicht!!!“
Olaf (denkt hoffend): „Sie wird sich doch auch in dieser Situation daran erinnern, dass wir das Konzept ‚Scary honesty‘ (beängstigende Aufrichtigkeit in allen Situationen) vereinbart haben?“
(Sagt): „Naja,… ich glaube… noch nicht ganz sooo lustig wie unsere Trainerdialoge schon mal waren…“
Anja (zerknirscht und enttäuscht): „Sag ich ja, ist nicht lustig. Och Manno, ich wollte auch mal was Lustiges schreiben. Ich kann das einfach nicht!“
Olaf (Der Westfale in mir denkt interessanterweise an einen Satz von Helmut Kohl, in dem er sagte, dass der Westen einen großen Anteil am Wiederaufbau-Ost leisten müsse…) und sage stattdessen, während ich die Thüringerin in den Arm nehme:
„Doch, Du kannst das auch! Ich erinnere mich daran, dass…“
Anja (grummelig mit sich selbst): „Nein, kann ich ganz offensichtlich nicht!!!“
Olaf: „Doch kannst Du, einfach dranbleiben und weiterschreiben, dann…“
Anja: „Danke, reicht!“
Olaf: „Doch. Wirklich, ich meine das ernst. In Dir steckt so viel Humor. Du musst nur ganz fest daran glauben.“
Anja: „Meinst Du? Wirklich?“
Olaf: „Ja, ich bin überzeugt davon. Ganz fest dran glauben und weiterüben. Also – fleißig üben, in Deinem Falle wirklich sehr, sehr fleißig weiterüben und dann…“
Anja schaut und fragt: „Wie meinst Du das – ‚sehr, sehr fleißig‘???“
Olaf: „Es gibt total viele Komiker, die sind zu Beginn ihrer Karriere auch nicht wirklich lustig. Da verlassen sogar Leute die Veranstaltung.“
Anja: „Echt? Wer denn?“
Olaf: „Keine Ahnung, die werden alle nicht bekannt und hören dann gottseidank auch schnell wieder auf.“
Anja (mit einem Lachen): „Och man, Du veräppelst mich hier…!!!“
Olaf (nimmt Anja nochmal in den Arm und lacht mit): „Nur ein ganz kleines bisschen… Jemanden zu lieben bedeutet auch, mit ihr Spaß zu haben.“
Anja: „Ja, noch schöner ist, wenn beide Spaß haben und das nicht auf Kosten des anderen!“
Olaf: „Ja, das stimmt… Dafür wird jetzt der Coachingbrief doch noch lustig, was meinst Du dazu?“
Anja stimmt zu, ich beginne zu schreiben und wieder kehrt bis auf das bekannte Klappern Stille ein.
Beim Abendessen
Anja: „Aber es stimmt schon, was Du heute Nachmittag gesagt.“
Olaf: „Ja, danke. Was denn?“
Anja: „Das es wichtig ist, dass man jemanden hat, der an einen glaubt.“
Olaf: „Ja.“
Anja: „Das kenne ich ja aus dem Kinder- und Jugendheim, da gibt es Kinder, die glauben selbst nicht mehr an sich und dann ist es hilfreich, wenn andere es tun.“
Olaf: „Hm, oh ja.“
Anja: „Und manchmal – bei bestimmten Menschen – da ist es auch nur schwer zu entdecken, dass da Kompetenzen, Fähigkeiten und Stärken sind. Es gibt ja sogar Menschen, die haben tatsächlich keinerlei Kompetenzen, Fähigkeiten oder Stärken. Da ist einfach nichts.“
Olaf (denkt): „Oh, überraschend. Eine völlig neue, mir noch unbekannte Facette an Anjas Menschenbild.“
(Sagt): „Aber meinst Du nicht auch…“
Anja (unterbricht und spricht weiter): „Garnichts ist da. Und gerade bei denen, die gar nichts können ist es so wichtig, dass da jemand ist, der ihnen sagt, dass sie irgendetwas doch können, obwohl sie es nicht können.“
Olaf: (Guckt immer noch sprachlos erstaunt über diese Einstellung.)
Anja: „Wenn man diese Menschen bestärkt und ihnen immer wieder versichert, dass man es ihnen zutraut, dann glauben sie Dir irgendwann tatsächlich und probieren es aus. Nicht, weil sie an sich selbst glauben, aber weil sie ihrem Unterstützenden glauben, wenn er es ihnen nur oft genug überzeugend sagt.“
Olaf (zögerlich): „Ja, aber…“
Anja: „Doch – glaub es mir – wirklich! Ständiges Wiederholen, dass derjenige etwas kann, bringt auch den untalentiertesten Menschen dazu, einfach mal etwas auszuprobieren. Und dann haben diese Menschen ja die Chance, sich diese Fähigkeit zu erarbeiten.“
Olaf: „Hey, Moment mal…“
Anja, voll in Fahrt: „Das klappt zuverlässig mit einfachen Dingen, die sie dann tun und tatsächlich irgendwann auch können. Und es gibt sogar lebendige, aktuelle Beispiele von Leuten, die null Ahnung haben von dem, was sie da tun und es trotzdem tun – inzwischen selbst völlig überzeugt davon, dass sie es können.“
Olaf (fragt sich still): „Welche Kräuter hat Anja da heute im Garten ausprobiert?“
Dozentin Anja fährt fort: „Mit einer quantitativ häufigen und gleichzeitig qualitativ hochwertigen Fremd-Suggestion kann man sogar erreichen, das Unwissende selbst komplexeste Dinge in Angriff nehmen und über Jahre glauben, dass sie es gut machen.“
Olaf : „Anja, jetzt stopp mal…“
Anja (jetzt sehr eigenartig lächelnd): „Glaub mir, ich muss das wissen. Bevor ich es getestet habe, hätte ich es auch nie gedacht…“
Anja: Pause
Olaf: „Was gedacht?“
Anja (jetzt lachend): „Dass man einem Träumer nur oft genug sagen muss, in ihm könne ein guter GFK-Trainer stecken…“
Olaf (lacht auch): „OK – Ausgleich.“
Anja: „Ja, und jetzt wird der Coachingbrief doch noch so richtig, richtig lustig. Oder, was meinst Du dazu?“
Olaf: Ist sprachlos.
Am nächsten Morgen
Wir sitzen wieder im verwunschenen Garten. Um uns herum große Haufen von mit der Sense gefälltem Rasen. Wir machen eine Obstsalat-Pause und lesen nochmal gemeinsam das Festgehaltene.
Olaf: „Weißt Du – ganz ehrlich und nicht flachsig gemeint – für mich hat es schon eine Bedeutung, dass Du an meine Qualitäten glaubst. Das ist für mich auch ein Aspekt von Liebe.“
Anja (schmunzelnd): „Ja, nicht wahr – dann bin ich von einer Dich wirklich liebenden Frau kaum zu unterscheiden, oder?“
Olaf: Wirft mit Gras über den Tisch nach der Frau, die sagte, sie könne nicht lustig sein.
PS: Und über die Videos, um die es eigentlich gehen sollte, schreiben wir dann in den kommenden Tagen.
Aktuelles
Jahresgruppe
Seien Sie mit dabei: Es ist hilfreich Gewaltfreie Kommunikation über einen längeren Zeitraum konsequent zu verfolgen, um so die Kommunikations-Fähigkeiten auszubauen und so effektiver in den Alltag integrieren zu können. Die Wandeltage-Jahresgruppe Online beginnt im Oktober 2023 und noch sind Plätze frei.
Gratis-Webinar
Tragfähige Team-Entscheidungen treffen
Möchten Sie eine Methodik für Gruppen-Entscheidungen kennenlernen, die zu gemeinsamen Entscheidungen mit großer Tragfähigkeit führt? Wir stellen Ihnen das Modell „Systemisches Konsensieren (SK)“ an drei verschiedenen Praxisbeispielen vor.
Gemeinsames Webinar mit SK-Moderator Alexio Schulze-Castro und uns
Nächster Termin:
07.08.2023 von 09-10 Uhr
Anmeldung und zusätzliche Infos:
Neue Podcast-Aufnahme zum Thema „Systemisches Konsensieren“
von und mit Peter Schmid, Alexio Schulze-Castro und uns
GFK-Tage in Thüringen vom 06.10-08.10.2023
Die Anmeldung ist ab sofort möglich unter:
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Seminare 2023
06.05.2023 Wandeltage 2023 – Jahresgruppe in Präsenz –(6 Module à 3 Tage))
22.05.2023 Bildungsurlaub „Einführung GfK“ in Dießen am Ammersee (5 Tage)
16.06.2023 Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (2 Tage mit Vorabendanreise und Film)
28.06.2023 Auszeit für Paare im Knaubenhof im Altmühltal (5 Tage)
25.08.2023 „Wandeltage unendlich“ – Fortsetzung des Jahreskurses im Kloster Hünfeld (3 Tage, nur für ehemalige Teilnehmende der bisherigen Jahresgruppen)
15.09.2023 Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (1 Tag mit Vorabendanreise)
26.09.2023 Gruppenentscheidungen treffen mit Systemischen Konsensieren (3 Tage)
06.10.2023 Wandeltage 2023 – Jahresgruppe Online –(6 Module à 3 Tage)
15.10.2023 Ein Führungskräftetraining auf Basis GfK auf Baltrum (5 Tage)
23.10.2023 Bildungsurlaub „Einführung GfK“ auf Spiekeroog (5 Tage)
09.11.2023 Trainer(Innen)-Ausbildung Online (4 Module, 20 Tage, Trainerteam)
08.12.2023 Auszeit im Kloster für Unternehmer-Paare (2 Tage mit Vorabendanreise und Film)
10.12.2023 Bildungsurlaub „Einführung GfK“ am Jadebusen im Kunze-Hof (5 Tage)
15.12.2023 NEU GFK-Übungsseminar-Seminar Kunze-Hof am Jadebusen (2 Tage)
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