Lieber Leserin und lieber Leser,
ohne Corona wären wir jetzt im südwestlichen England unterwegs und würden uns auf ein Gruppentreffen im Kloster Downside Abbey freuen.
https://erfolgsschritte.de/seminare-trainings/s02_so_und_nicht_anders.php
Doch das Thema Corona ist in der Welt und schweren Herzens haben wir den Termin abgesagt. Das beschäftigt uns immer wieder mal und vorgestern habe ich (Olaf) einem Bekannten in einem Gespräch von diesem „Ausfall“ erzählt. Und heute beschäftigt mich dieses Gespräch.
Herzliche Grüße, heute aus einem inzwischen nicht mehr ganz so verwunschenen Garten in der Nähe von Jena
Anja Palitza & Olaf Hartke
Zitat: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Reinhold Niebuhr)
Beispiel: Ich telefoniere mit einem Bekannten und nach ein paar Minuten Austausch erfolgt dieser Dialog:
Olaf: Eigentlich wären wir jetzt in Cornwall unterwegs; auf dem Weg nach Bristol zu einem Gruppentreffen. Abgesagt wegen Corona. Echt nervig, uns gehen seit Wochen so viele besondere Momente verloren, dass wir uns echt anstrengen müssen, die Geschenke zu sehen, die wir dafür auch erhalten.
Bekannter: Geschenke? Als da wären?
Olaf: Naja, wir sind heute alle in Jena und wollen mit den Kindern weiter das Gartenhaus renovieren. JJ interessiert sich im Moment für das Handwerkeln und wir wollen innen für mehr Gemütlichkeit sorgen und ein Hochbett einbauen. Das ist auch schön. Gemeinschaft mit den Kindern, Fortschritte beim Garten-Projekt…
Bekannter: Aha. Hast Du noch mehr konkrete Beispiele für Geschenke?
Olaf: Klar, viele. Weil ich im Moment keine Seminarsachen transportiere, pendle ich jedes Mal mit dem Motorrad nach Jena. Entdecke immer wieder neue Strecken durch das Weserbergland, das Werratal, den Thüringer Wald… Deutschland hat so bezaubernde Städtchen und so schöne Landschaften – das Fahren, Flanieren und Pausieren ist ein Genuss für meine Sinne.
Oder die gemeinsame Qualitätszeit mit Anja – mal kinderfreie Wochenenden, an denen wir nicht arbeiten. Wir genießen Wanderungen durch die Jenaer Wälder – das ist pure Entspannung und Ruhe. Wir probieren neue Rezepte aus – haben dabei Spaß und genießen die Kreativität dabei. Wir haben Zeit zum Faulenzen und Kuscheln… Ich habe in den letzten Wochen mehr Bücher gelesen, als im ganzen Jahr 2019 – das generiert neue Ideen, ist Abwechslung oder einfach nur Lesegenuss. Ich habe alle Hesse-Bücher vom Dachboden geholt und mit JJ…
Bekannter: Danke reicht! Genau das meinte ich letztens, als ich sagte, dass mir Deine rosarote Sonnenbrille manchmal auf den Geist geht. Immer ist auch der allergrößte Mist spätestens auf den zweiten Blick dann doch total super und Du bist der glückliche „Geschenke-Empfänger“ – Ihr macht Euch doch da nur was vor – wie kann man in einer solchen Krise unter solchen Umständen „Geschenke“ sehen – also, das ist echt unglaublich.
Den Antwort-Impuls „Du hast doch nach konkreten Beispielen für Geschenke gefragt – ich habe lediglich Deine Bitte erfüllt!“, konnte ich erfolgreich unterdrücken. Fokuswechsel auf seine Situation und Empathie erschien mir sinnvoller und danach entspann sich ein Dialog über das, was jetzt folgt…
Information: Die Konzepte „rosarote Brille aufsetzen“, „Augen verschließen vor der Wirklichkeit“ und „sich selbst etwas vormachen“ werden uns immer wieder mal genannt, wenn wir uns entscheiden, den Blick von den unerfüllten Bedürfnissen abzuwenden und stattdessen die erfüllten Bedürfnisse wahrzunehmen.
Würden wir öfter und intensiver über unsere nicht erfüllten Bedürfnisse sprechen, würde uns wahrscheinlich gesagt werden, wir seien „zu pessimistisch“, wir würden „Schwarzmalen“ oder wir würden uns „mit negativen Gedanken selbst vergiften“.
Jeder Mensch hat zu jedem Zeitpunkt seines Lebens einen sehr persönlichen „Bedürfnis-Cocktail“ mit einer ganz individuellen Mischung aus verschiedenen erfüllten und unerfüllten Bedürfnissen. Unter anderem macht das unsere jeweilige Einzigartigkeit als Mensch aus.
Manche Menschen lassen ihren Geist frei flotieren und je nach Gewohnheit oder Prägung seines Besitzers führen diese „Gedanken-Gänge“ (doppelsinnig gemeint – als Bewegung, „in Gedanken dahin gehen“ und auch als vorgegebene Richtung, „einem Korridor folgen“) über die immer wieder benutzten neuronalen Netzwerke innerhalb unseres Großhirns in immer wieder die gleichen Bereiche unserer Vorstellungen, Annahmen, Erfahrungen und Erinnerungen.
Mit der Folge, sich selbst auch immer wieder gleiche oder ähnliche emotionale Zustände zu kreieren, denn das Limbische System in unserem Gehirn kann zwischen tatsächlichem, assoziiertem Erleben und lediglich vorgestelltem, dissoziiertem Erleben nicht so gut unterscheiden. Nicht nur die Situationen, in denen wir stecken und Menschen, die uns umgeben lösen Gefühle aus – auch unsere Gedanken tun dies.
Und andere Menschen nutzen die Fähigkeit, den eigenen Geist (zumindest manchmal und ein kleines Stückchen davon) zu kontrollieren, eine „Denk“-Richtung zu bestimmen und ihn dorthin zu lenken, wo er Bilder erzeugt, die andere Gefühle auslösen.
Die meisten Menschen kennen das Bildnis vom Wasserglas, das bis zu seiner mittleren Höhe Wasser enthält. Ist das Glas „noch halb voll“ oder „schon halb leer“?
Doch es geht nicht darum, den Blick einzuschränken und ein Spezialist für halbvolle oder halbleere Gläser zu werden. Wir empfehlen, den Blick dahingehend zu trainieren, beides wahrzunehmen: Die erfüllten Bedürfnisse einer Situation und genauso, die im gleichen Moment nicht erfüllten Bedürfnisse. Um Ersteres zu feiern und das Zweite zu bedauern.
Aus unserer Sicht bedarf es beider Sichtweisen und alle Gefühle haben eine Daseinsberechtigung. Gefühle, die anzeigen, dass sich Bedürfnisse erfüllen und Gefühle, die anzeigen, dass sich Bedürfnisse nicht erfüllen.
Zum „Sofort-Üben“: Auf welche Gefühle und Bedürfnisse macht der Bekannte von Olaf aus unserem Beispiel mit seinem Satz: „Ihr macht Euch doch da nur was vor – wie kann man in einer solchen Krise unter solchen Umständen „Geschenke“ sehen – also, das ist echt unglaublich.“ aufmerksam? (Unsere Idee dazu finden Sie am Ende des Coachingbriefes.)
Wochenaufgabe: Welcher Typ sind Sie? Sehen Sie eher das Glas als halb voll an oder eher als halb leer. Wenn Sie eine Sichtweise favorisieren, so können Sie diese Woche einmal gezielt üben, beide einzunehmen.
Aktuelles: Sie sind voller Lebenshunger auf Gemeinschaft, wiedermal etwas Besonderes erleben können, sich selbst und vielleicht auch Ihren Partner (wenn Sie ihn mitbringen) einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen können? Dann sind Sie genau richtig.
18.-19. Juli 2020 Vertiefungsseminar Gewaltfreie Kommunikation in Jena – 2 Tage
Kostenfreie Live-Webinare zum Kennenlernen (45 min.)
Gewaltfreie Kommunikation – Um was geht es denn dabei?
Termine, Infos und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/339660
Live-Webinare zum Wissen vertiefen und Anwendung üben (60 min.)
Besuchen Sie diese 60-minütigen Webinare, wenn Sie nicht nur einen ersten Eindruck von Gewaltfreier Kommunikation gewinnen möchten, sondern sich intensiver mit dem Modell auseinandersetzen und Anwendungs-Fähigkeiten erwerben möchten.
(10,- € pro 60-Minuten-Webinar, einzeln buchbar)
A – Einführungs-Reihe Gewaltfreie Kommunikation (6 Module)
Sie erhalten ein breiteres Wissen über die Grundlagen Gewaltfreier Kommunikation und haben auch die Möglichkeit, die Fähigkeiten in den sechs Bereichen kurz zu üben und eigene Beispiele einzubringen.
B – Vertiefungs-Webinare…
basieren auf den Grundlagen und sind speziellen Aspekten der Gewaltfreien Kommunikation gewidmet. Sie bieten Ihnen auch Gelegenheiten für Fragen und eigene Beispiele.
C – Übungs-Webinare…
sind begrenzt auf wenige Teilnehmer und haben keine festgelegten Inhalte. Sie sind Raum für persönliche Fragen und Beispiele und bieten regelmäßige Gelegenheiten zum Üben. Theorie nur dort, wo es zum Verständnis der individuellen Beispiele nötig ist. Fokus auf Anwendung im privaten und beruflichen Alltag.
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Angebote zu A – Einführungs-Reihe
Eine Kurz-Einführung oder auch geeignet als eine Erinnerung an bekannte Inhalte in 6 einzeln buchbaren Modulen über einen Zeitraum 4-6 Wochen.
Grundannahmen der Gewaltfreien Kommunikation als Beziehung-Grundlage
Termine, Infos und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/358532
Frustrierende „Ja, aber…“-Diskussionen in sachliche Beobachtungen zurückführen
Infos und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/359050
Gefühle verstehen und als Richtungsgeber nutzen
Termine, Infos und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/359092
Bedürfnisse als gemeinsame Basis im Miteinander entdecken
Termine, Infos und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/359096
Statt frommer Wünsche erfolgversprechende Bitten äußern
Termine, Info und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/359098
Zusammenfassung, zweierlei Ohren und Weiteres
Termine, Infos und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/359100
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Angebote zu B – Vertiefungs-Webinare
Vertiefungs-Webinare zu speziellen Aspekten der Gewaltfreien Kommunikation bauen auf den Grundlagen auf und verdeutlichen Ihnen die Anwendung Gewaltfreier Kommunikation in herausfordernden oder belastenden Situationen. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, es gibt Übungsgelegenheiten und Raum für eigene Beispiele.
NEU
Wut und Ärger in konstruktive Lösungsenergie verwandeln
Termine, Infos und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/363404
Weitere Themen sind in Vorbereitung.
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Angebote zu C – Übungs-Webinare
Übungs-Webinare beinhalten wenig Theorie – lediglich zum Verständnis und zur Klärung der Ursachen der eingebrachten Beispiele bauen wir spontan kurze Informationseinheiten ein. Die Webinare bieten Raum für persönliche Fragen, eigene Beispiele und Gelegenheit, die praktische Anwendung zu trainieren.
Praxis: Gewaltfreie Kommunikation üben, üben, üben…
Termine, Infos und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/359106
Konflikte klären mit Gewaltfreier Kommunikation
Termine, Infos und Anmeldung: https://www.edudip.market/w/357744
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Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
on: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
http://www.ab-ins-kloster.de
© Copyright Anja Palitza und Olaf Hartke
Unsere Gedanken zum „Sofort-Üben“:
Welche Gefühle und Bedürfnisse verbergen sich vermutlich hinter folgender Aussage: „Ihr macht Euch doch da nur was vor – wie kann man in einer solchen Krise unter solchen Umständen „Geschenke“ sehen – also, das ist echt unglaublich.“
Wir vermuten Gefühle von Empörung, Ärger und vielleicht auch schon von Frustration. Diese Gefühle im Zusammenhang mit der Aussage des Bekannten könnten auf dessen Wunsch und Dringlichkeit aufmerksam machen, dass die Situation in ihrer Gesamtheit erfasst wird. Das auch die Umstände, die den Bedürfnissen nicht gerecht werden, bedacht werden. Das daraus bei den Menschen eine Bereitschaft für Veränderung erwächst und auch den Menschen geholfen wird, bei denen in sich in der Situation weniger Bedürfnisse erfüllen oder ganz bedeutsame Bedürfnisse im Mangel sind.