360/2018 Eine Lanze für die Feinfühligkeit brechen

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

unser Trainerkollege Dr. Gerhard Lorenz hat für diesen Coachingbrief eines seiner Herzensthemen an uns herangetragen. Er bezieht sich auf den Coachingbrief von letzter Woche und wir sehen es als eine Bereicherung und Ergänzung zum Thema.

Herzliche Grüße, nochmal von Baltrum
Anja Palitza & Olaf Hartke

Zitat: „Wir alle sind, von der Wiege bis zum Grab, am glücklichsten, wenn unser Leben wie eine Serie von langen oder kurzen Ausflügen um die sichere Basis, die unsere Bezugspersonen bieten, organisiert ist.“ (John Bowlby)

Beispiel: Wir beziehen uns auf das Beispiel im vorherigen Coachingbrief.

Hinweis: Im Beispiel ist das Alter des Kindes nicht genannt. Da die Mutter ihr Kind wohl noch trägt, könnte es vielleicht drei Jahre alt sein.

Information: Die Bindungstheorie (https://de.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie) nach John Bowlby und Mary Ainsworth bezeichnet das für eine sichere Bindung wünschenswerte Verhalten der Mutter gegenüber ihrem Kind als Feinfühligkeit („situationsangemessenes und promptes Reagieren erwachsener Bezugspersonen auf die Äußerungen und Bedürfnisse“ des Kindes). Dieses Konzept der Feinfühligkeit entspricht der Empathie im Verständnis der GFK – und fokussiert auf Gefühle und Bedürfnisse des Kindes.

Die Bindungstheorie geht davon aus, dass bei einem gestressten Kind dessen Bindungsbedürfnis aktiviert wird und es zur Mutter (als primäre Bezugsperson) strebt oder sie herbeiruft. Das Kind braucht die Mutter zur Co-Regulation, um sich beruhigen zu können. Durch diese (feinfühlige) Co-Regulation der Mutter lernt das Kind über die Jahre, sich immer besser selbst regulieren zu können. Ein dreijähriges Kind kann sich im Stress noch nicht selbst regulieren.

Die im Beispiel beschriebene Reaktion der Mutter sehe ich (Gerhard) nach der Bindungstheorie nicht als feinfühlig an. Die angedrohte Trennung erhöht den Stress des Kindes und führt zu einem Dilemma des Kindes: Einerseits zieht es das Kind zur Mutter, weil sein Bindungsbedürfnis aktiviert ist, andererseits wird es von der Mutter bedroht, was seiner Annäherung zur Mutter im Wege steht. Also gibt es im Kind gleichzeitig eine Anziehung zur Mutter und eine Abstoßung von der Mutter.

Zum „Sofort-Üben“: Welche Gefühle und Bedürfnisse könnten beim Kind noch lebendig sein – unter Berücksichtigung der Sichtweise der Bindungstheorie (zusätzlich zu den im letzten Coachingbrief genannten Gefühlen und Bedürfnissen: Traurig, weil es Verständnis braucht; verzweifelt, weil es in seiner Not gesehen werden will; hilflos, weil es keine Idee hat, es anders zu verdeutlichen)?

Aktuelles: Wenn Sie aus alten behindernden Handlungsmustern aussteigen möchte, dann kommen Sie zu unserem Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation vom 26.-27. Januar 2018 in Arnsberg. Beginnen Sie, bewusster zu leben und lernen Sie, wie Sie schneller zu sich und anderen eine Verbindung aufbauen können.

Für mittelfristige Planer: Die Hohgant-Termine in 2019

22.-26.02.2019 – NEU – zum 10-jährigen Jubiläum auf der Hohgant-Hütte
Exklusiv für Paare – Die Schneeschuhwanderung mit Paar-Themen im GFK-Seminar

Kennen Sie diese Herausforderungen in der Partnerschaft?

  • Das „Schmetterlinge-im-Bauch-Gefühl“ geht innerhalb von 6-12 Monaten nach dem ersten „Verliebtsein“ verloren.
  • Die Partner entwickeln während ihrer Beziehung unterschiedliche Interessen und stellen die Weichen für veränderte Lebenswege.
  • Berufliche Veränderungen, eigene Kinder und möglicherweise noch Wohneigentum sorgen für neue Herausforderungen.
  • Zärtlichkeit und Sexualität bekommen für den Partner eine andere Bedeutung und einer von beiden „kommt zu kurz“.
  • Konflikte lassen sich nur noch schwer oder gar nicht mehr klären und belasten die Partnerschaft dauerhaft.
  • Im Spannungsfeld zwischen den Konfliktthemen und den veränderten persönlichen Interessen gelingt die Kommunikation nicht mehr wie früher und die Gespräche werden kürzer und schwieriger.

https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m05_gewaltfrei_leben_hohgant_paare.php

————————————————————————————————

27.02.-03.03.2019 – Wie gewohnt in 10-jähriger Tradition auf der Hohgant-Hütte
Das Leben lieben lernen – Gewaltfrei leben – Die Schneeschuhwanderung für Einzelpersonen und Paare mit allgemeinen Lebens-Themen im GFK-Seminar

Zwei Dinge beschäftigen die meisten Menschen:
Wie kann ich sagen, was ich denke und mir gleichzeitig die Kooperation meines Gegenübers erhalten?

Wenn ich keinen Einfluss auf das Verhalten meines Gegenübers habe, wie kann es mir gelingen, mich selbst nicht zu ärgern?

https://www.erfolgsschritte.de/seminare-trainings/m05_gewaltfrei_leben_hohgant.php

Herausgeber:
Hartke Unternehmensentwicklung GmbH
Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld
Fon: 05205 / 7290525 und Fax: 05205 / 7290527
© Copyright Dr. Gerhard Lorenz, Anja Palitza und Olaf Hartke

Unsere Vorschläge:

  • gestresst und aufgewühlt, weil es Verbunden-Sein und Nähe braucht;
  • ängstlich und verwirrt, weil es Sicherheit und Geborgenheit braucht;
  • einsam und verzweifelt, weil es Empathie und Harmonie braucht.

2 Gedanken zu “360/2018 Eine Lanze für die Feinfühligkeit brechen

  1. Martin

    Nach Bolby und Ainsworth ist das Ausleben des Bindungsbedürfnisses durch das Kind zusammen mit der Erfahrung feinfühliger Reaktionen von Seiten der Bindungsperson auch ein wesentliche Grundstein für das Explorationsverhalten des Kindes, d.h., für dessen Erforschung der Welt! Nur wenn das Kind sich des sicheren Hafens seiner Bindungsperson sicher ist, traut es sich, sich selbständig, mutig und lustvoll mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen. In der Psychologie spricht man allgemein auch bei Erwachsenen noch vom Bindungsbedürfnis einerseits und dem Autonomiebedürfnis andererseits (die dann idealerweise – vor allem bei Herausforderungen – ausgewogen zur Verfügung stehen). Kinder müssen Raum bekommen, Schritt für Schritt autonomer zu werden – und das geht nur mit Unterstützung ihrer Eltern!

    Das Kind im Beispiel möchte doch ganz offensichtlich etwas anderes als seine Mutter! Es hat vermutlich auch ein Bedürfnis nach Autonomie, versucht also, sich selbständig zu verhalten und eine andere eigene Entscheidung zu treffen, wird dafür aber (mit Bindungsentzug) bestraft. Hätte die Mütter das Autonomiebedürfnis ihres Kindes erkannt und gespiegelt und ihr eigenes Bedürfnis erläutert, so hätte sich vermutlich auch eine Alternative für beide gefunden.

    Gefällt 1 Person

    1. Anja Palitza

      Lieber Martin, habe vielen Dank für Deine wertvolle Ergänzung. Ich teile Deine Vermutung, dass es dem Kind um Autonomie gehen könnte. Und ja, wenn es der Mutter gelungen wäre dies so früh wie möglich zu bemerken und darauf einzugehen, dann wäre eine win-win-Situation möglicher gewesen.

      Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s